Wo liegen denn die Probleme meist?
Ganz häufig in der Familie. Oft haben sich die Eltern getrennt. Das führt bei Jungen häufig zu aggressivem Verhalten. Mädchen werden eher introvertiert und depressiv.
Wie reagieren die Eltern, wenn die Schule sie auf das Angebot von „Comeback“ aufmerksam macht?
Die meisten sind kooperationsbereit. Manchmal gibt es sprachliche oder kulturelle Barrieren, etwa bei Familien mit Migrationshintergrund. Auch wenn das Jugendamt mit an Bord ist, gibt es häufig Vorbehalte. Die Familien haben Angst, dass ihnen die Kinder weggenommen werden. Da ist viel Überzeugungsarbeit nötig, die meisten Eltern sind aber am Wohl ihrer Kinder interessiert. Manche Eltern wollen aber auch nicht.
Welche Rolle spielen Schulen und Lehrer?
Eine große. Es gibt Schulen, da sagt das Rektorat: Wir sind keine Problemschule – und bringt unser Angebot deshalb nicht in den Konferenzen ein. Das gibt es durchaus im Kreis. Die Lehrer müssen aber wissen, dass es das Projekt gibt. Andere Schulen sehen sich eher als Brennpunktschulen, die sagen dann prima und laufen einem die Bude ein. Andere, vor allem im ländlichen Raum, sagen: brauchen wir nicht, machen wir selber.
Wann stehen die Chancen gut, einem Schüler helfen zu können?
Man muss so früh wie möglich ansetzen, präventiv tätig werden – es geht um Hilfe, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Dafür bedarf es auch Eltern, die an der schulischen Entwicklung ihres Kindes ein Interesse haben und einschätzen können, was ein Unterrichts- oder Schulausschluss für Konsequenzen hat, etwa in der Grundschule. Da geht es auch darum, auf welche weiterführende Schule ein Kind kommt – bei sozial auffälligen Schülern kommt schnell die Frage auf, ob eine Förderschule nicht besser geeignet ist als ein Gymnasium oder eine Realschule.
Gibt es auch hoffnungslose Fälle?
In dem Sinn, dass Kinder manchmal die Schulform wechseln müssen: ja. Aber die Wortwahl ist unpassend – es gibt ein differenziertes Schulwesen, um für jeden den richtigen Weg zu finden. Deswegen sind diese Kinder keine hoffnungslosen Fälle.