Studenten der Ludwigsburger PH und Schüler versuchen sich als Neutöner am präparierten Omnibus. Eine Aktion des Netzwerks Neue Musik.

Ludwigsburg - Musik im Auto, die nicht aus dem Radio oder dem Mediaplayer kommt? Die Studierenden der Ludwigsburger Pädagogischen Hochschule (PH) gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie machen Musik mit dem Auto. Genauer gesagt, mit dem Bus. Einen Pkw hatten sie nur zu Probezwecken gebraucht. Am Montag fährt am Campus ein blauer Doppeldecker vor, den sie „musiktauglich“ machen werden. Mit diesem Gefährt geht es Dienstag und Mittwoch an die Schulen: Nach der Ludwigsburger Waldorfschule kommen die Theodor-Heuss-Realschule in Kornwestheim und die Schillerschule in Bietigheim-Bissingen dran. Dort werden die Gymnasiasten, Grund- und Realschüler nicht nur in die Neue Musik eingeführt, sie sollen selbst welche machen.

 

Klopfen auf Radkappen

„Die Schüler sind nicht vorbereitet“, sagt der PH-Professor Peter Imort. Seine Studenten aber sehr wohl. Sie haben im Sommersemester erstmals dafür geprobt. Ihre Aktion an der PH und an den drei Schulen im Kreis ist Teil des Haltestellen-Projekts des Netzwerks Neue Musik Freiburg. Der Bus ist am 16. Oktober in Trossingen gestartet und wird noch bis zum 8. November durch Baden-Württemberg reisen. Diese „klingende Reise durch das Land“ steht unter der Schirmherrschaft des Wissenschafts- und des Kultusministeriums.

Professor Imort ist Abteilungsleiter Musik an der PH, hat bei dem österreich-ungarischen Komponisten György Ligeti studiert und ist als Liebhaber Neuer Musik auch Mitglied im Freiburger Netzwerk. So hat er sich frühzeitig um eine Teilnahme an der Aktion Netzwerk Mobil beworben und sieben Studenten dafür gewonnen. Das zentrale Anliegen lautet: „Die Schüler sollen die Neue Musik nicht nur über das Hören erschließen, sondern über das Selbermachen.“ Dafür werden sie Klöppel mit wattiertem Kopf erhalten, mit denen sie auf Erkundungstour im und am Bus gehen dürfen: welcher Rhythmus, welche Tonfolge lassen sich aus der Radkappe, dem Kotflügel oder der Innenkonsole entwickeln?

„Wir wollen von außen nach innen gehen“, sagt Imort. „Es handelt sich um einen Doppeldeckerbus, das heißt, es wird auch zwei Ebenen geben.“ Die Studenten werden ihn mit Tüchern auskleiden und mit Elektronik aufrüsten. So können Klänge und Rhythmen vom unteren Raum nach oben übertragen und mit Verfremdungen und Rückkopplungen gespielt werden. Für den elektronischen Part hat Imort den Komponisten Matthias Schneider-Hollek hinzu gebeten: „Wir brauchen dafür schon einen Experten, der das bedienen kann.“

Experimentalunterricht

Doch bei der Produktion von Geräuschen allein wollen die Netzwerker nicht stehen bleiben. Alle sieben Lehramtsstudenten werden auch ihre Instrumente mitbringen: darunter einen Kontrabass, eine Geige, eine Gitarre und ein Akkordeon. Sie haben musikalische Strukturen entwickelt, die sie an allen drei Schulen spielen werden und auf die die Schüler mit ihren Klangstöcken reagieren müssen. „Wir sind sehr gespannt, wie das in den unterschiedlichen Schulen und den unterschiedlichen Altersklassen aufgenommen wird“, sagt Imort.

Die PH unterhält schon bisher Kontakte zu den ausgewählten Schulen. „Wir mussten schon wissen, dass so etwas dort auch gehen kann“, sagt Imort. Der Experimentalunterricht – jeweils eine Unterrichtsstunde – wird sowohl akustisch als auch optisch dokumentiert: die Schulklassen bekommen hinterher eine Videoaufnahme von ihrer Begegnung mit der Neuen Musik.