Um weitere Bausünden in der Ludwigsburger Kernstadt zu verhindern, will die Verwaltung eine Satzung erlassen, die dem architektonischen Wildwuchs einen Riegel vorschiebt.

Ludwigsburg - Was macht Ludwigsburg unverwechselbar? Vor allem wohl seine Architektur, meint der Stadtplaner Martin Kurt. Um sie zu schützen, reicht der Denkmalschutz allein nicht aus. Die Verwaltung will deshalb 2014 eine Erhaltungssatzung erlassen, mit der sich in Zukunft möglichst viele Bausünden verhindern, historische Substanz erhalten und eine ästhetisch ansprechende Modernisierung verwirklichen lassen sollen. „Ich bin davon überzeugt, dass uns das die Nachwelt danken wird“, sagte der Baubürgermeister Michael Ilk bei der Vorstellung des geplanten Programms im Bauausschuss.

 

„Kein Bürokratiemonster“

„Es besteht dringender Handlungsbedarf, wenn wir noch etwas retten wollen“, sagt Kurt. Und die Mehrheit der Stadträte will retten. „Es geht darum, den Charakter und die Identität Ludwigsburgs zu erhalten“, sagt der Grünen-Rat Markus Gericke. Elga Burkhardt (Lubu) ist „hocherfreut, dass dieses schwierige Thema endlich angegangen wird“, und Hans Ulrich Jordan (FDP) meint, man sei damit auf dem richtigen Weg. Reinhold Noz (CDU) hat Angst, dass über den Plänen für die Innenstadt die Stadtteile vergessen werden, während Roland Glasbrenner sichergestellt haben möchte, dass die neue Verordnung nicht zu einem „Bürokratiemonster“ mutiert: „Ich möchte nicht, dass eine Baugenehmigung dann doppelt so lang dauert wie bisher“, sagt der Freie Wähler.

Margit Liepins (SPD) glaubt, dass sich das Bewusstsein gewandelt habe und die Bürger der Architektur mehr Aufmerksamkeit schenkten. Kurt ist skeptisch. Er glaubt, diese Debatte müsse in Ludwigsburg noch auf breiter Basis geführt werden. Der Stadtplaner wünscht sich Verhältnisse wie in Regensburg. Auch dort werde modernisiert, dennoch gelinge es meist, die Bauherren auf Stilelemente – etwa Schrägdächer – zu verpflichten, die typisch für die Bauweise in Regensburg seien. Allerdings gebe es in der bayerischen Stadt auch schon seit 20 Jahren nicht nur ein Verzeichnis aller für erhaltenswert befundenen Gebäude, sondern auch eine Gestaltungskommission – das trage Früchte.

Um das Zentrum der barocken Planstadt Ludwigsburg haben sich am Ende des 19. Jahrhunderts in einem zweiten wichtigen Bauboom Gründerzeitbauten geschart, von denen zurzeit viele vom Abriss bedroht sind. Ein Grund: ihnen fehlt das schützende Siegel der Denkmalpfleger. Ihre Eigentümer befürchten, eine Sanierung ihrer in die Jahre gekommenen Immobilien komme teurer als ein Neubau. Für die Untere Stadt etwa gelte das so pauschal nicht, widerspricht Kurt. Da dieser Bereich in das Sanierungskonzept aufgenommen worden sei, könnten die Hausbesitzer auf Zuschüsse hoffen, falls sie sanierten.

Kategorie: „stadtbildprägend“

Mit der avisierten Erhaltungssatzung ließe sich dieser Effekt noch ausweiten: Sämtliche Objekte, die in dem Verzeichnis der als erhaltenswert geltenden Gebäude erfasst sein werden, hätten auch Anspruch auf Förderung. „Wir werden die Bauherren dann auch immer informieren, welche Sanierungstöpfe es da gibt“, sagt Kurt.

Die Vorarbeit sei zur Hälfte erledigt, sagt Kurt, spätestens im März könne die Verwaltung ein Kataster vorlegen, in dem alle Gebäude von Bedeutung erfasst sind. Zu den bisher zwei Kategorien „denkmalgeschützt“ und „von besonders erhaltenswerter Bausubstanz“ komme noch die dritte: „stadtbildprägend“. Auch wenn es nicht in allen Teilen rechtlich bindend sei, sagt Kurt, so habe die Stadt damit doch ein starkes Instrument für die urbane Gestaltung.