Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Wir haben uns daran gewöhnt, dass sich Institutionen und Verbände stellvertretend für uns erinnern. Dafür haben wir den Volkstrauertag und den 1. September als Anti-Kriegstag und vielleicht auch noch die Ostermärsche, auf denen dann doch keiner mitläuft. Hinter dem allgemeinen, in die Gesellschaft implantierten Gedenken kann man sich gut verstecken und das Erinnern delegieren. Man muss sich nicht mehr selbst bekennen, keine Position einnehmen und auch nicht selbst argumentieren. Kurz: man treibt irgendwie mit im kollektiven Strom der Erinnerung – getreu dem Motto „Ihr macht das schon für mich!“

 

So einfach ist es aber nicht – oder sollte es zumindest nicht sein. Deshalb kann man der Ludwigsburger Lösung, die Umgestaltung des Synagogenplatzes finanziell zumindest teilweise in die Hände der Bürger der Stadt zu legen, durchaus auch Gutes abgewinnen. Sie nimmt uns alle in die Pflicht, ein Bekenntnis darüber abzulegen, was uns die Erinnerung an eine Zeit wirklich wert ist, in der die meisten von uns nicht gelebt haben, vor deren Verführungen wir aber sicher alle nicht 100-prozentig gefeit gewesen wären. Das ist kein Ablasshandel. Das ist eine aktive Vergegenwärtigung der eigenen Positionen.

Dabei geht es nicht um große Beträge. Niemand muss einen der 25 Koffer à 2500 Euro vollständig finanzieren. Jeder Euro zählt und kann Wellen werfen wie ein Steinwurf ins Wasser. Denn es sind die kleinen Initiativen, welche die Erinnerung bei Vereinsfesten und in Firmenkantinen, an Orten also, wo die barbarischen NS-Verbrechen und unser Umgang mit ihnen kein Thema sind, wieder mitten ins Leben holen. Dorthin, wo sie hingehört.