Gunther von Hagens hat genug Körper zum Plastinieren. Das teilte seine Frau am Rande der Ludwigsburger Ausstellung Körperwelten mit.

Ludwigsburg - Angelina Whalley hat ein Herz für Tote. Die Ärztin, die mit dem Leichenpräparator Gunther von Hagens verheiratet ist und seit 17 Jahren als Kuratorin seiner Ausstellungen auftritt, dankt gleich am Eingang zu den Exponaten auf einem Schild herzlich den vielen Spendern, ohne die sie gar keinen Stoff hätte. Ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung der Öffentlichkeit seien diese Leichen. Davon hat das Ehepaar mittlerweile aber genug. Wie Whalley beim Vorgespräch zu den am Freitag beginnenden „Körperwelten“ in der Arena bestätigte, gibt es in ihrem Heidelberger Institut seit Kurzem einen Anmeldestopp.

 

13 000 Körperspender seien vorerst ausreichend, sagte sie. Sonst könne man die zur Verfügung gestellten Leichen vielleicht gar nicht alle plastinieren und präsentieren: „Wir wollen die Spender und ihre Angehörigen ja nicht enttäuschen.“

25 000 Karten im Vorverkauf abgesetzt

„Eine Herzenssache“ lautet der Untertitel der Sonderschau, die in den kommenden drei Monaten in der Barockstadt zu sehen sein wird. Die Organisatoren von der Agentur Eventstifter versprechen sich Großes von der Ausstellung mit dem Herz-Kreislauf-Schwerpunkt. „Ludwigsburg liegt am Puls der Region“, sagt der Geschäftsführer Michael Scholz, dessen Firma die Werbung bis nach Würzburg, Nürnberg und zum Bodensee streute. Tausende von Schülern werden die Ausstellung mit ihren Klassen besuchen; man habe bereits 25 000 Karten im Vorverkauf abgesetzt.

Dies sei in der Tat „für Deutschland eine sehr ungewöhnliche Zahl“, ergänzte die Kuratorin Whalley, die sich als gesundheitliche Aufklärerin versteht. Auch wenn man den Standort zugegebenermaßen nicht auf der Agenda gehabt habe, sei sie auch durch die „von Anfang an sehr offene Haltung der Stadt“ überzeugt, dass Ludwigsburg die richtige Wahl für die in diesem Jahr bundesweit einzigen „Körperwelten“ war. Ihr Mann könne leider nicht an der Eröffnung teilnehmen, weil er bekanntlich an Parkinson erkrankt sei: „Er ist aber nach wie vor mit ganzem Herzen bei der Sache.“

Jugendfreie Blackbox

Eine Garantie für Rücksicht auf Gefühle gibt es bei Whalley jedoch nur bedingt. Wenn die konservierten Knochen, Muskeln und Gefäße eines Verstorbenen mit einem anderen harmonieren, wird in den Körperwelten auch schon mal posthum verkuppelt. So wird in der Arena nicht nur ein Leichenpärchen in inniger Umarmung gezeigt; zwei Körper werden auch als Liebesakt inszeniert – in einer Blackbox, die nur für über 16-Jährige zugänglich ist. Die kopulierend zur Schau Gestellten hätten vorab in einem Fragebogen angekreuzt, dass sie prinzipiell zu dieser Art der Darstellung bereit seien, betonte Whalley. Ob die beiden sich im echten Leben wohl überhaupt gekannt haben? „Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.“