Kommentar - Gäbe es nicht so viele neue Gesichter im Ludwigsburger Gemeinderat, man hätte befürchten müssen, in einer fatalen Zeitschleife festzustecken. Der Sozialausschuss diskutierte über eine Obdachlosenunterkunft, und alles schien zu sein wie vor einem Jahr: Thema als auch Variationen waren nahezu identisch.

 

Aber das Gespenstischste daran: Beobachter mussten den Eindruck gewinnen, Gemeinderat und Stadtverwaltung reden überhaupt nicht mehr miteinander. Wie anders lässt sich erklären, dass das Sozialreferat noch einmal ein Stück aufführt, das bereits mit Pauken und Trompeten durchgefallen ist? Und wie, dass sich der Rat noch immer verhält, als ginge ihn das Thema nicht wirklich etwas an? Der Sozialausschuss hat dem Ersten Bürgermeister eine Schlappe zugefügt, womit der Graben zwischen Bürgervertretern und Administration noch ein Stück tiefer geworden ist. Ein Zwist, bei dem es nur Verlierer gibt.

Offensichtlich unterliegen die Stadträte einer Täuschung. Sie verhalten sich, als befänden sie sich in einer privilegierten Position – nur hehren Idealen verpflichtet. Aber es ist nicht so, dass die Verwaltung in der Bringschuld ist und immerzu Ideen liefern muss, die das Gremium dann nach Belieben zerpflücken kann. Die Unterbringung von Obdachlosen ist eine gemeinsame Aufgabe, und es ist höchste Zeit, dass der Gemeinderat seinen Teil der Verantwortung übernimmt – zum Wohl der Betroffenen, aber auch zum Wohl der Steuerzahler. Wertvolle Zeit wurde vertan, und wenn nicht bald eine Lösung gefunden wird, bleibt nur das Containerdorf – und das kann im Ernst niemand wollen.