Im Umfeld eines Aufmarschs der Rockerbande United Tribuns ist es im März in Ludwigsburg zu einer Schlägerei gekommen. Drei junge Männer stehen jetzt deshalb vor Gericht.

Ludwigsburg - Mit Mannschaftswagen und einem Großaufgebot an Beamten hat die Polizei am Donnerstag das Ludwigsburger Amtsgericht abgeriegelt. Drinnen wurde gegen drei Angehörige der United Tribuns verhandelt, und die Sicherheitskräfte befürchteten, Bandenmitglieder könnten die Verhandlung stören. Der Tatvorwurf: gefährliche Körperverletzung. Die drei – und zwei weitere Bandenmitglieder, die sich auf der Flucht befinden – sollen am Abend des 29. März in der McDonalds-Filiale an der Ludwigsburger Wilhelmstraße zwei unbeteiligte 20 und 21 Jahre alte Männer blutig geschlagen haben. Dass nichts Schlimmeres passiert ist, hat damit zu tun, dass die Polizei zu diesem Zeitpunkt den Schnellimbiss umstellt hatte: Die Prügelei fand praktisch unter Polizeiaufsicht statt.

 

Platzverweis für Rocker

Am jenem Sonntag war die Polizei an mehreren Orten gefordert gewesen, um Rockerrandale zu verhindern: tagsüber in Stuttgart, vom Spätnachmittag an in Ludwigsburg. Mitglieder der United Tribuns, die sich als Gemeinschaft von Bodybuildern, Kampfsportlern und Türstehern verstehen, hatten sich in Stuttgart getroffen, weil sie sich durch ein Video, das die Gruppe „Stuttgarter Kurden“ auf Facebook verbreitet hatte, gedemütigt fühlten. Der Clip zeigte, wie eine sogenannte Kutte – die Jacke der United Tribuns mit Rockeremblemen – verbrannt wurde. Die Polizei verhinderte, dass die verfeindeten Banden aufeinander losgingen. Die „Stuttgarter Kurden“ gelten als Nachfolgeorganisation der 2013 von Innenminister Reinhold Gall verbotenen Gruppe Red Legions.

Nach Aussage der 22- bis 24-jährigen Angeklagten aus Kernen (Rems-Murr-Kreis), Köln und Düsseldorf wollte die Bande mit ihrem Aufmarsch im März nur „Präsenz zeigen“. Nachdem sie in Stuttgart von der Polizei abgedrängt wurden, fuhr ein Großteil von ihnen nach Ludwigsburg. Auch hier wurden die Rocker von der Polizei zusammengedrängt und am Arsenalplatz eingekesselt. Dort wurden ihre Personalien aufgenommen und jedem ein Platzverweis erteilt. Weil es sich um mehr als 100 Rocker handelte, dauerte das vier Stunden lang.

Nachdem sie diese Prozedur über sich ergehen ließen, gingen die Angeklagten nach eigenen Angaben in das Burger-Restaurant, um etwas zu essen. Dort an der Theke aber kam es zu einem Streit zwischen zunächst vier Tribuns und den beiden Geschädigten. Wer nun wen provoziert hat, lässt sich nicht eindeutig rekonstruieren, obwohl der Beginn der Auseinandersetzung bis zur Prügelei von einer Überwachungskamera festgehalten wurde.

Doch die Aufnahme ist ohne Ton, und die Aussagen der Kontrahenten widersprechen sich. „Ich finde, die Videoaufzeichnung aus dem McDonalds-Restaurant entlastet meinen Mandanten“, sagte der Verteidiger des 21-jährigen Angeklagten aus Düsseldorf. Und tatsächlich zeigte sich am ersten Verhandlungstag, dass die späteren Prügelopfer einer Konfrontation zumindest nicht aus dem Weg gegangen sind.

Zweifel an der Unschuld

Darüber hinaus bezweifeln sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Vorsitzende Richter Karl-Friedrich Engelbrecht, dass die beiden keiner Bande angehören, was diese jedoch behaupten. Nach Aussage der Staatsanwalts gibt es aber weitere aktenkundig gewordene Vorfälle, die belegten, dass zumindest einer der beiden den „Stuttgarter Kurden“ nahe steht. Beide behaupteten, sie seien nicht auf Streit ausgewesen: „Wir sind ja nicht lebensmüde.“ Dass auch die zahlenmäßig überlegenen Tribuns nicht lange über Konsequenzen nachgedacht haben, zeigt der Umstand, dass sie trotz der riesigen Polizeipräsenz rund um den Schnellimbiss losgeprügelt haben. Die Beamten setzten Pfefferspray ein, um die Kontrahenten voneinander zu trennen.

Nach sechs Stunden wurde die Verhandlung unterbrochen, weil die Verteidiger einen Deal mit der Staatsanwaltschaft aushandeln wollten. Doch der kam nicht zustande. Am Mittwoch, 30. September, wird der Prozess fortgesetzt.