Was wie eine Routine-Beratung begann, endete mit eine Überraschung: Der Ludwigsburger Bauausschuss lehnt den geplanten Radwegbau an der Marbacher Straße ab. Die Kritiker warnen vor langen Staus und großen Risiken für Radler.

Ludwigsburg - Trotzige Gebärden bei CDU und Freien Wählern und lange Gesichter bei der Stadtverwaltung: Der Radwegeausbau entlang der Marbacher Straße ist am Donnerstag im Ludwigsburger Bauausschuss abgelehnt worden. Und zwar denkbar knapp mit sieben zu sieben Stimmen bei einer Enthaltung. Dabei hatte zuvor alles nach Routine ausgesehen: Seit vielen Jahren wird ein Radroutenkonzept für Ludwigsburg diskutiert, im Juli 2014 hatte der Gemeinderat dem von der Firma Kölz entwickelten Konzept im Grundsatz mit klarer Mehrheit zugestimmt. Nun wollten sich die Zuständigen grünes Licht für die Realisierung der ersten Etappe geben lassen, stießen aber auf überraschend viele Einwände.

 

Eingriffe in Grünflächen

„Uns sind die Sicherheit und der Verkehrsfluss wichtig“, sagte Maik Stefan Braumann (CDU). Das vom Büro Kölz entwickelte Konzept für die Umgestaltung der Marbacher Straße enthalte noch zu viel ungelösten Konfliktstoff. So missfalle seiner Fraktion die Idee, dass sich Radler in einem Teilbereich der Verbindungsachse zwischen Neckarweihingen und der Innenstadt die Fahrbahn mit Bussen teilen müssten, sagte Braumann. Der Abfluss des Verkehrs an diversen Knotenpunkten auf der 1,8 Kilometer langen Strecke sei unzureichend gelöst.

Andreas Rothacker (FW) befürchtet regelmäßige Staus, wenn die bisher teilweise doppelt geführte Fahrbahn wie im Plan vorgesehen zu Gunsten der Fahrräder auf eine Spur vermindert würden. Für Schüler sei diese dann neu geschaffene Strecke keine echte Alternative, weil es zu viel Konfliktzonen gebe, meinte Rothacker. Auch Dieter Juranek (SPD) hätte lieber einen Radweg, der über den Heilbadweg geführt werde. „Das wäre risikofrei.“ Die meisten Umweltschützer der Stadt seien gegen diese Planung, sagte Elga Burkhardt (Lubu), weil sie weitere Eingriffe in Grünflächen zur Folge hätten. „Es ist nötig, den Entwurf noch einmal gründlich zu überarbeiten“, sagte sie. Einzig die Grünen standen geschlossen hinter dem Verwaltungsvorschlag.

Vor der Abstimmung appellierte der Baubürgermeister an die Fraktionen, sich doch noch einmal zu überlegen, ob sie diesem Radwegebau ihre Zustimmung tatsächlich verweigern wollten. „Ich habe Verständnis für Ihre Bedenken“, sagte Michael Ilk, „aber es geht hier noch nicht um einen Baubeschluss.“ Noch sei genug Zeit, um die Anregungen aus dem Gremium aufzunehmen und die Planung in einzelnen Details zu ändern. Wichtig sei aber nun eine Signal für einen Baubeginn 2016. Dann nämlich wird das Land mit der Sanierung der Neckarbrücke bei Neckarweihingen beginnen. Im Windschatten davon könnte die Stadt die Verkehrsführung der Marbacher Straße ändern. Und nur dann gebe es auch Aussicht auf Fördermittel vom Land.

Wiedervorlage im Gemeinderat

Nach langen Verhandlungen sei es gelungen, das Regierungspräsidium (RP) von der Notwendigkeit eines Radwegs auf der Brücke zu überzeugen. „Es macht wenig Sinn, wenn das RP uns einen Radweg auf der Brücke baut, der dann Fragment bleibt, weil wir ihn nicht fortsetzen.“, sagte Ilk. Anders als beim ebenfalls geplanten Umbau an der Martin-Luther-Straße seien an der Marbacher Straße nur wenige Eingriffe nötig, erläuterte der Planer Gunter Kölz. Die Kosten seien mit etwa 200 000 Euro vergleichsweise gering.

Doch nur wenige Räte ließen sich umstimmen. Am Ende bekam die Verwaltung nicht die erforderliche Mehrheit. Am Tag nach der Sitzung teilte Ilk mit, dass er sich noch nicht geschlagen geben wolle. Er werde das Thema am 25. November dem Gemeinderat vorlegen. „Die Gemeindeordnung lässt das zu“, sagte der Bürgermeister. Er hofft, dass ihm im großen Gremium gelingt, was im kleinen misslang: die Räte davon zu überzeugen, dass ein Nein zur Marbacher Straße einem Nein zum gesamten Radroutenkonzept gleichkomme.