Bisher markierte die Summe von sechs Millionen Euro die Schmerzgrenze, wenn es um die alljährlichen Zuschüsse zum Eigenbetrieb Tourismus und Events ging. Doch nun zeichnet sich ab, dass Ludwigsburg wohl bald deutlich mehr zuschießen muss.

Ludwigsburg - Bisher markierte die Summe von sechs Millionen Euro die Schmerzgrenze, wenn es um die alljährlichen Zuschüsse zum Eigenbetrieb Tourismus und Events ging. Doch nun zeichnet sich ab, dass Ludwigsburg wohl bald deutlich mehr zuschießen muss. Sofern man die bisherigen Erwartungen und Angebote beibehalte, werde es eng, sagte der Interimsgeschäftsführer Robert Nitzsche in einer Sitzung des Betriebsausschusses Tourismus. Auch die Suche nach einem Nachfolger für den Manager Holger Schumacher, der im Sommer gekündigt hat, dauert an.

 

Rücklagen aufgebraucht

Dieser Blick in die nahe Zukunft mindert die Freude über den Rückblick: Die Bilanz für 2015 liegt inzwischen vor, und die Zahlen sind gut. In jenem Jahr musste der Eigenbetrieb nicht einmal die ganzen sechs Millionen Euro Zuschüsse in Anspruch nehmen, es reichten 5,8 Millionen. Der Tourismusbetrieb ist erst 2013 gegründet worden, und die Verantwortlichen konnten in den Anfangsjahren Rücklagen bilden. „Diese Reserven werden 2017 aufgebraucht sein“, sagte der Personalamtsleiter Nitzsche, der den Betrieb seit dem Ausscheiden von Schumacher leitet.

„Der Eigenbetrieb ist allerdings auch nicht verpflichtet, Rücklagen zu schaffen“, erläuterte der Stadtkämmerer Ulrich Kiedaisch: „Das war nie so geplant.“ Die Lage sei auch noch nicht bedrohlich, grundsätzlich sei die Liquidität des Unternehmens bis 2020 gesichert.

Irritiert hat die Stadträte auch die Auflistung der Überstunden: Demnach sind bei den Mitarbeitern mit Resturlaub und Überstunden 1137 Tage aufgelaufen. „Das sind ja drei Jahre Überstunden“, sagte Elke Kreiser (CDU). Bei mehr als 100 Mitarbeitern relativiere sich das, sagte Nitzsche. Tatsächlich seien davon vor allem die Techniker betroffen, weil es da längerfristige Ausfälle gegeben habe.

Nitzsche warnte davor, die Belegungszahlen der Hallen als einzige Kriterien für Erfolg oder Misserfolg heranzuziehen: „Viel wichtiger ist der Umsatz.“ Als ein Beispiel zog er den Sommer 2015 heran: Damals war eine für die großen Ferien geplante Dauerausstellung in der MHP-Arena ausgefallen, stattdessen aber dem Management gelungen, einzelne Firmenveranstaltungen ins Haus zu holen. Unter dem Strich habe der Tourismusbetrieb damit mehr Geld eingenommen als mit einer fünf bis sechs Wochen dauernden Schau. Allein für das Catering konnte die Gesellschaft demnach 100 000 Euro einnehmen.

Natürlich müsse das Management Rücksicht auf die Ankermieter – die MHP-Basketballer – nehmen, sagte Nitzsche. Das sei eine sichere Bank, verhindere aber oft auch Vergaben an Fremde. „Es ist auch nicht mit einem Tag getan“, sagt der Interims-Geschäftsführer. Man müsse lange Auf- und Abbauzeiten einkalkulieren.

Teure Instandhaltung

Während sich der Tourismus in der Stadt gut entwickelt habe, was sich an den Übernachtungsstatistiken der Hotels ablesen lasse, drückten hohe Kosten für Instandhaltungen die Bilanz auf der Seite der Veranstaltungsstätten. Auch 2015 sei eine Million Euro in Sanierungsprojekte – vor allem am Forum am Schlosspark – geflossen. Einzelne Veranstaltungen wie etwa der Pferdemarkt müssten auf den Prüfstand, meint Nitzsche. Spätestens bis zum Jubiläumsjahr 2018, wenn das Fest zum 250. Mal gefeiert werde, müsse es ein neues, Erfolg versprechendes Konzept geben.

Ursprünglich sollte der Gemeinderat über den Wirtschaftsplan für 2017 entscheiden. Doch das wurde wegen zu vieler noch offener Fragen vertagt. „Ich kann da nicht zustimmen“, sagte Reinhardt Weiss (FW). „Ich kenne kein Konzept, und es gibt keine Führung.“ Bis Ende Dezember soll ein neuer Geschäftsführer benannt sein. In der Endrunde seien noch drei Bewerber, heißt es im Rathaus.