Der Ludwigsburger Gemeinderat kassiert seinen Beschluss vom Juni. Statt einer Sanierung der Hohenecker Sporthalle steht nun ein Neubau auf dem Plan.

Ludwigsburg - Trotz der Warnungen von drei Bürgermeistern: die Mehrheit im Ludwigsburger Gemeinderat hat sich gegen eine Sanierung der Turnhalle der Hohenecker Grundschule ausgesprochen. Im Sinne der Stadtteilbewohner ist damit der Weg frei für einen Neubau, der sowohl den Schülern als auch den Vereinen mehr Möglichkeiten für Sport und Spiel bieten soll. Damit sei die Stadt in „eine sehr unausgegorene Geschichte“ geraten, meint der Oberbürgermeister Werner Spec. Denn es sei zwar die Sanierung vom Tisch, aber einen Plan für den Neubau gebe es nicht.

 

„Schilda lässt grüßen“

Dieter Juranek erinnerte die zweistündige Debatte im Gemeinderat sowie das Hin- und Herlavieren in dieser Sache an Schilda. „Einiges ist hier schiefgelaufen“, sagte der Architekt und SPD-Stadtrat. „Im Stadtteil, aber auch bei der Verwaltung.“ Diese hätte innehalten müssen, als sie merkte, dass die Sanierungskosten auf 1,9 Millionen Euro geklettert sind. Trotz allem hätte sich Juranek aber gewünscht, „dass die Verwaltung mehr für ihre Sache kämpft“. Also umsetzt, was im Juni beschlossen worden war.

Dagegen aber hatte der Stadtteilausschuss Hoheneck Front gemacht und Lehrer, Eltern, Vereinsfunktionäre und nicht zuletzt Stadträte für den Protest gewonnen. Gemeinsam schafften sie es, dass das Thema im September erneut auf die Tagesordnung im Bauausschuss gelangte. War damals ein vorläufige Aussetzung der Planung für eine Sanierung beschlossen worden, ist diese nun ganz vom Tisch. Das Hauptargument im Stadtteil lautete: werde die 45 Jahre alte Halle in dem vorhandenen Zuschnitt saniert, gebe es keinen Mehrwert. Werde aber die Halle nur wenig größer – und nur wenig teurer – eröffneten sich der Schule und den Vereinen neue Welten.

Ganztag und Hallenausbau hängen nicht zusammen

Die Verwaltung hatte demgegenüber erneut vorgerechnet, dass damit 300 000 Euro in den Sand gesetzt worden sind: 220 000 Euro für Planungskosten plus 80 000 Euro für mögliche Schadenersatzforderungen von Unternehmen. Dieser Betrag werde aufgewogen durch die Landesförderung, meinte Andreas Rothacker (FW). Während für die Sanierung keine Zuschüsse zu erwarten waren, können sie für einen Neubau beantragt werden. Da schon viel Zeit verloren gegangen sei, könne man nun auch an eine Hallenplanung gehen, die sich mit dem beabsichtigten Ausbau der Ganztagsbetreuung an der Hohenecker Schule vertrage, forderten die Grünen in einem Antrag. Doch der Bürgermeister Konrad Seigfried erkannte „keinen unmittelbaren Zusammenhang“.

Nachdem nun die Planung wieder offen ist, einigten sich die Räte auf einen Kostendeckel von 2,3 Millionen Euro für den Neubau. Der Betrag wurde in vorläufigen Konzepten von Architekten übernommen, die im Auftrag des Stadtteilausschusses geplant haben: eine Halle ohne Extras, aber mit 25 Prozent mehr Raum.

Chance vertan

Kommentar - Wie ist das nun in Ludwigsburg mit dem Bürgerwillen? Wird er ernst genommen oder je nach Bedarf zwischen Rathausstrategie und Parteienzwist zerrieben? Der Konflikt um die Hohenecker Halle hätte einmal mehr die Chance geboten, den Bürgern zu zeigen, dass auf sie gehört wird. So aber wurden sie in ein unschönes Geschacher zwischen Verwaltung und Politik gezogen.

Die Stadt zeigte sich stur – obwohl gravierende Fehler auf ihr Konto gehen. Wie sonst ist zu erklären, dass sich die Kosten für die Sanierung einer kleinen Halle vervierfachen und keiner Alarm schlägt? Zudem kann es mit der viel beschworenen Bürgernähe nicht weit her sein, wenn bis zum Sommer im Rathaus niemand wusste, was die Hohenecker wollen.

Das rächt sich nun erneut: Wie schon im Fall der Kombischule von Neckarweihingen sind Parteien in die Bresche gesprungen und haben den Bürgerunmut für sich genutzt. In erster Linie, um der Verwaltung eins auszuwischen. Schäden wurden billigend in Kauf genommen: Die Halle ist in weite Ferne gerückt, die Distanz zwischen Hoheneck und Rathaus noch größer.