Die Stadt Ludwigsburg soll von 2020 an drei Millionen Euro jährlich für die Linienbusse zahlen. Das sieht ein Entwurf des Landkreises zum neuen Verkehrsverbund vor.

Ludwigsburg - Die Fortschreibung des Nahverkehrsplans für den Kreis Ludwigsburg 2020 ist mehrere Hundert Seiten stark. Mehr noch aber als die schiere Fülle haben einzelne Inhalte die Verantwortlichen im Rathaus erschreckt. Würde das vorliegende Konzept eins zu eins umgesetzt, müssten die Ludwigsburger harte Einschnitte im Linienverkehr hinnehmen – oder jährlich rund drei Millionen Euro mehr zahlen, um den gewohnten Standard ins nächste Jahrzehnt hinüberzuretten. Darum will die Stadtverwaltung jetzt zum Gegenangriff übergehen – und der Bauausschuss des Gemeinderats sagte ihr dafür erwartungsgemäß volle Rückendeckung zu.

 

Von 300 000 auf 3 Millionen?

Die Finanzierung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) muss wegen verschiedener rechtlicher Bedingungen neu organisiert werden. Das ist schon länger bekannt. Das Landratsamt hat deshalb jetzt ein Reformprogramm für den seit 1992 geltenden Nahverkehrsplan vorgelegt, in dem stärker als bisher zwischen innerörtlichen und überörtlichen Verbindungen unterschieden wird.

Während die als überörtlich eingestuften Linien komplett aus der Kreiskasse gezahlt werden, soll der innerörtliche ÖPNV künftig nur noch zur Hälfte aus Kreismitteln bestritten werden. Außerdem wolle die Behörde lediglich noch das Angebot vollständig bezahlen, das sie als nötig erachtet, sagte der dafür zuständige städtische Sachbearbeiter Thomas Albrecht. Mit anderen Worten: der Takt würde auf manchen Linien ausgedünnt.

Dass Ludwigsburg künftig mehr Geld zahlen muss, ist auch den Stadträten klar. Bislang bringt die Stadt dafür pro Jahr etwa 300 000 Euro auf. Gegen den Sprung auf drei Millionen aber soll protestiert – und in diesem Sinn gefeilscht werden. Allerdings könnte dieser Schuss auch leicht nach hinten losgehen, da sich der Landkreis das fehlende Geld auf jeden Fall über die Umlage wieder holen wird. Schon bisher stemmt Ludwigsburg ein Fünftel der gesamten Kreisumlage. Was die Stadt am Ende teurer kommt, will also gut berechnet sein.

Linien werden kleingerechnet

Derweil aber werden viele Details im sogenannten Basisangebot des ÖPNV-Konzepts für 2020 zerpflückt: etwa dass die Wertigkeit der Busverbindung zwischen der Zentralstadt und Poppenweiler mit der zwischen den Oberstenfelder Teilorten Prevorst und Gronau gleichgesetzt werde. Oder dass das Raster für die Stadtgröße bei 70 000 Einwohnern aufhört, während Ludwigsburg mit knapp 90 000 Einwohnern und als zweitgrößte Stadt in der Region doch sehr vielfältige Aufgaben auch für das Umland wahrnehme. „Im Nahverkehrskonzept gibt es noch einige Merkwürdigkeiten“, befand der Baubürgermeister Michael Ilk. „Starke Verkehre werden kleingerechnet.“ Der besonderen Rolle der Stadt Ludwigsburg werde man so jedenfalls sicherlich nicht gerecht.

„Der Kreistag muss da noch mal ran“, forderte auch Margit Liepins, die bis zum Sommer noch selbst im Kreistag gesessen hat und deshalb das Konzept studiert hat. „Das war kein Vergnügen“, sagte die SPD-Stadträtin. Ohne Zuzahlung aber werde die Stadt nicht davonkommen. Die Kalkulation des Kreises ist kompliziert. Bislang bietet die Behörde an, die Hälfte für innerörtliche Linien zu bezahlen. Doch Ludwigsburg möchte erwirken, dass daraus 75 Prozent werden. Ersten Schätzungen der Stadt zufolge würde sie so von der Drei-Millionen- auf eine 800 000-Euro-Last pro Jahr herunterkommen. „Das ist immer noch eine ganz schön große Summe“, sagte Liepins. Thomas Lutz (CDU) betonte, der Status quo beim ÖPNV müsse auf jeden Fall erhalten bleiben. Der Grüne Markus Gericke will mehr: „Wir sollten kreativ werden und das Angebot weiterentwickeln“, sagte er.