Umweltschützer und Spaziergänger sind geschockt: Nach einer Baumfällaktion erkennen sie ihren Salonwald in Ludwigsburg nicht wieder. Ein Stadtrat meinte gar, der Wald sehe aus, als seien dort Bomben abgeworfen worden.

Ludwigsburg - Der Salonwald gehört zu den bevorzugten Naherholungsgebieten im waldarmen Ludwigsburg. Umso größer ist der Unmut von Joggern und Spaziergängern: Im Januar haben die Holzfäller gewütet und der kleine Forst sieht nicht nur arg gerupft aus. Bisher hat es auch noch niemand für nötig befunden, das geschlagene Holz abzutransportieren. Der Stadtverwaltung seien die Hände gebunden, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec. Er schlägt vor, dem Land dieses Stück Wald abzukaufen. So sei man wenigstens in Zukunft vor solchen Überraschungen gefeit.

 

„Auch der Salonwald muss wie andere Wälder im Landkreis regelmäßig durchforstet werden“, hatte das Ludwigsburger Landratsamt Mitte Januar mitgeteilt. Der zuständige Fachbereich werde darauf achten, dass „dies naturverträglich und im Einklang mit den vielfältigen Waldfunktionen“ geschehe. Doch als die Forstarbeiter wenige Wochen später ihr Werk vollbracht hatten, waren viele Bürger und Bürgervertreter geschockt: Sie werde das Gefühl nicht los, dass hier viele Bäume nur gefällt wurden, weil man das Holz gebraucht habe, meinte etwa die Stadträtin Margit Liepins (SPD).

„Ein hochemotionales Thema“

Ziel der Baumfällaktion sei es, den einzeln stehenden Alleebäumen ausreichend Licht zu verschaffen und Gefahren durch herabstürzende Äste abzuwenden, hatte die zuständige Forstbehörde im Landratsamt verkündet. Wie viele andere Wälder in Baden-Württemberg leide auch der Salonwald unter dem sogenannten Eschentrieb-Sterben: Wegen eines Pilzes werden die dortigen Eschen „massiv in ihrer Verbreitung und Entwicklung beeinträchtigt“. Viele Naturschützer hat das wegen des Ausmaßes der Fällaktion nicht überzeugt. Sie kritisierten: statt einer Durchforstung habe hier ein Kahlschlag stattgefunden.

In einer Sitzung des Ludwigsburger Wirtschaftsausschusses sagte der Grünen-Stadtrat Michael Vierling. es sehe aus, als hätte man Bomben abgeworfen. Michael Nill dagegen verteidigte das Vorgehen seiner Behörde. Der Forstrat räumte aber auch ein, dass „der Wald natürlich immer ein hochemotionales Thema“ sei. Der zwölf Hektar große Salonwald ist – wie der Favoritepark – ein Staatswald. Das Ludwigsburger Landratsamt muss ihn im Auftrag des Landes bewirtschaften. Das habe zur Folge, dass der Salonwald wie irgendein Stück Staatsforst behandelt werde, sagt der Ludwigsburger Oberbürgermeister. Also vorrangig unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit. „Das ist aber keine Achtlosigkeit des Staates, die können nicht anders verfahren“, sagt Spec. Doch wenn ein Trupp zur Baumfällung anrücke, spiele immer auch der Erlös aus dem Holzverkauf eine gewichtige Rolle.

Mitarbeiter mit Feingefühl gesucht

Der letzte große Aufschrei liege knapp zehn Jahre zurück, so Spec. Auch damals habe es eine derart massive Durchforstung im Salonwald gegeben, dass der Bürgerzorn kochte. „Daraufhin hatten wir erstmals vorgeschlagen, den Salonwald zu kaufen“, sagt Spec. Das Land habe damals signalisiert, das Forststück am Südrand von Ludwigsburg zu einem akzeptablen Preis – einer sechsstelligen Summe – zu verkaufen. Doch im Gemeinderat habe sich keine Mehrheit dafür gefunden.

Die Ablehnung war damals unter anderem damit begründet worden, dass auch die Stadt nicht umhin könne, den Salonwald zu durchforsten. Nach Ansicht von OB Spec wurde jedoch ein gewichtiger Unterschied übersehen: „Unsere Mitarbeiter wissen um die Sensibilität des Salonwaldes, die könnten mit mehr Feingefühl herangehen.“ Sie könnten das geschlagene Holz schneller wegräumen und sie müssten nur Bäume fällen, die ein Risiko für Spaziergänger darstellten oder von Erregern befallen seien. Ein großes Geschäft könne die Stadt damit dann allerdings nicht machen, räumt Spec ein: „Die Kosten werden vermutlich etwas höher sein als der Erlös.“