Kliniken - In der Neurochirurgie liegen offenbar die Nerven blank. Mit einer selbst für Gewerkschaftsverhältnisse ziemlich provokativen Aktion macht Verdi auf Mängel in der Station des Ludwigsburger Klinikums aufmerksam – und auf Mängel im diesbezüglichen sachlichen Umgang von Seiten des Managements. Vieles spricht dafür, dass die personellen Zustände in der Station mitunter am Rande des medizinisch Verantwortbaren liegen. Das ist allerdings – und da hat das Kliniken-Management zweifellos Recht – ein Zustand, dessen Gründe weniger in Missmanagement zu suchen sind. Vielmehr liegen sie in einer wachsenden Diskrepanz zwischen dem steigenden Bedarf an Pflegekräften und der gleichzeitig schwindenden Attraktivität von Pflegeberufen.

 

Der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ist leer gefegt. Zudem sind die Kliniken bundesweit grandios unterfinanziert. Diese Punkte scheinen in der Ludwigsburger Neurochirurgie höchst unerfreuliche Ergebnisse zu zeitigen. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass es noch viele ähnliche Baustellen gibt.

Ludwigsburger Befindlichkeiten

Dennoch wirft der heftige Schlagabtausch zwischen Verdi und Klinikum nicht nur ein Licht auf die Missstände im Gesundheitswesen allgemein. Sondern auch auf spezifische Befindlichkeiten in Ludwigsburg. Gut möglich, dass hier ein junger Gewerkschafter mit viel Verve ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen ist.

Bedauerlich erscheint aber, dass das Ludwigsburger Krankenhausmanagement auf derartige gewerkschaftliche Reflexe seinerseits mit einem simplen Reflex der Ablehnung reagiert. Wenn man davon ausgeht, dass die Abmahnung eines erfahrenen, aber unbequemen Pflegers gerechtfertigt war, dann hätte das auch problemlos im Gespräch mit Verdi geklärt werden können. Letztlich hat die mangelnde Gesprächsbereitschaft diese ungesunde Eskalation verursacht. Es zeugt zumindest von einem gewissen Mangel an Fingerspitzengefühl, wenn jener Pfleger wenige Tage nach einer gewerkschaftlich koordinierten Aktion abgemahnt wird. Diese zeitliche Koinzidenz wirkt zumindest für den Außenstehenden merkwürdig.

„In diesem Punkt sind wir ganz locker“

Aufgrund der hohen Fluktuation, die in solchen Bereichen üblich sei, falle für die alt gedienten Fachkräfte zusätzliche Arbeit an – etwa beim Anlernen der Aushilfen. Zum Fall des abgemahnten Pflegers will sich Ziegler nicht ausführlich äußern, „auch, um den Mitarbeiter zu schützen“. Die Abmahnung habe aber rein gar nichts mit dem gewerkschaftlichen Engagement zu tun. Er habe sich „situativ so verhalten, dass es belastend für die ganze Station war“, sagt der Regionaldirektor lediglich. Er habe es nicht für nötig erachtet, die Abmahnung nochmals zu begründen. „In diesem Punkt sind wir ganz locker“, sagt Ziegler, „das muss gerichtlich geklärt werden.“

Um die Vorwürfe zu entkräften, hat Ziegler kurzfristig eine Pressekonferenz anberaumt, zu der auch der Betriebsrat und die mittlere Führungsebene eingeladen war. Die Pflegedienstleiterin Silvia Hooks kritisiert ebenfalls das Verdi-Engagement. Ihre Abteilung sei ständig auf der Suche nach internen Lösungen für die belastete Neurochirurgie. „Dabei kann uns Verdi aber nicht helfen.“ Laut einer Stationsleiterin sind die Zustände auf der Station nicht so schlimm. „Die meisten Mitarbeiter halten die hohen Arbeitsspitzen gut durch, wir haben zwischendurch auch ruhige Phasen.“

„Verdi agiert hier an uns vorbei“

Irritiert vom Vorpreschen der Gewerkschaft zeigt sich auch der Betriebsrat der Kliniken-Gesellschaft. Es sei „befremdlich, dass Verdi hier derart an uns vorbei agiert“, sagt Ralf Kurfiss, der stellvertretende Vorsitzende der Mitarbeitervertretung – der selbst auch Verdi-Mitglied ist. Er erwarte, dass die Gewerkschaft nun „einen Schritt auf uns als Betriebsrat zu macht“, um die Sache aus der Welt zu schaffen.

Das hat Marc Kappler aber nicht vor. Seit Oktober verfolge und dokumentiere er bereits die kritikwürdigen Zustände in der Neurochirurgie. „Wir halten das Verhalten des Betriebsrats in dieser Sache für falsch“, sagt Kappler. Es liege gerade nicht im Interesse der Station, „wenn ein engagierter, erfahrener Kollege strafversetzt wird“.

Kommentar: Ungesunde Eskalation

Kliniken - In der Neurochirurgie liegen offenbar die Nerven blank. Mit einer selbst für Gewerkschaftsverhältnisse ziemlich provokativen Aktion macht Verdi auf Mängel in der Station des Ludwigsburger Klinikums aufmerksam – und auf Mängel im diesbezüglichen sachlichen Umgang von Seiten des Managements. Vieles spricht dafür, dass die personellen Zustände in der Station mitunter am Rande des medizinisch Verantwortbaren liegen. Das ist allerdings – und da hat das Kliniken-Management zweifellos Recht – ein Zustand, dessen Gründe weniger in Missmanagement zu suchen sind. Vielmehr liegen sie in einer wachsenden Diskrepanz zwischen dem steigenden Bedarf an Pflegekräften und der gleichzeitig schwindenden Attraktivität von Pflegeberufen.

Der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ist leer gefegt. Zudem sind die Kliniken bundesweit grandios unterfinanziert. Diese Punkte scheinen in der Ludwigsburger Neurochirurgie höchst unerfreuliche Ergebnisse zu zeitigen. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass es noch viele ähnliche Baustellen gibt.

Ludwigsburger Befindlichkeiten

Dennoch wirft der heftige Schlagabtausch zwischen Verdi und Klinikum nicht nur ein Licht auf die Missstände im Gesundheitswesen allgemein. Sondern auch auf spezifische Befindlichkeiten in Ludwigsburg. Gut möglich, dass hier ein junger Gewerkschafter mit viel Verve ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen ist.

Bedauerlich erscheint aber, dass das Ludwigsburger Krankenhausmanagement auf derartige gewerkschaftliche Reflexe seinerseits mit einem simplen Reflex der Ablehnung reagiert. Wenn man davon ausgeht, dass die Abmahnung eines erfahrenen, aber unbequemen Pflegers gerechtfertigt war, dann hätte das auch problemlos im Gespräch mit Verdi geklärt werden können. Letztlich hat die mangelnde Gesprächsbereitschaft diese ungesunde Eskalation verursacht. Es zeugt zumindest von einem gewissen Mangel an Fingerspitzengefühl, wenn jener Pfleger wenige Tage nach einer gewerkschaftlich koordinierten Aktion abgemahnt wird. Diese zeitliche Koinzidenz wirkt zumindest für den Außenstehenden merkwürdig.

Es ist verständlich, dass sich die Krankenhaus-Macher um den Ruf ihrer Häuser sorgen – gerade, weil sie händeringend nach Pflegern suchen. Doch der Versuch, auf diese Art Negativschlagzeilen für die Klinik zu vermeiden, ist gescheitert.