Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Stichwort Akademiehof. Was fällt dem Eckdenker dazu ein?
Das Problem ist wieder das menschliche Verhalten. Irgendwann muss jeder mal auf das stille Örtchen. Und natürlich entsteht Müll, wenn ich mich an einem Ort aufhalte. Im Moment nehmen wir das Problem übrigens gerade wieder mit. Am Marstall entsteht die Außentreppe, die hat Anziehungskraft für junge Leute. Und wieder gibt es keine Außentoilette. Wir verlagern das Problem und lösen es erneut nicht, haben aber einen guten Ort geschaffen, um die Jugend doch noch mitten im Ort zu halten. Die Jugend braucht ihren eigenen Raum, der aber unter einer gewissen sozialen Kontrolle durch die Öffentlichkeit stehen muss. Ich würde mir öfter Theateraufführungen auf dem Akademiehof wünschen. Egal von wem. Das ist ein Superraum. Man kann gut parken, um die Ecke essen – aber man kann keine Kunst und Kultur genießen. Das wäre für mich ein Freilichtspielraum.
Stichwort Marstall. Gibt’s die Marstallangst oder gibt es die Marstalllust? Die Geschäfte der Luis docken da ja direkt an.
Beides. Angst ist das falsche Wort. Respekt vielleicht. Der eine oder andere Händler aus dem Altbestand muss vielleicht aus der Komfortzone raus. Denn die Neugierde wird sich im ersten halben Jahr auf das Marstallcenter richten. Dann muss man sich selbst hinterfragen. Das ist auch eine Chance, dass die Seestraßen-Geschäfte sich wieder enger zusammentun. Es ist ein Auftrag an die Stadt und das Schillerviertel, dort etwas Neues zu gestalten. Wir haben ja mit der Eröffnung des Marstallcenters nicht an all unseren innenstädtischen Problemen einen Haken. Wir müssen schauen, dass wir ein innerstädtisches Gleichgewicht halten.
Ist die Gastronomie gut aufgestellt?
Wir haben eine gute Gastronomielandschaft. Aber sie richtet sich nicht immer nach den Kundenwünschen. Wir haben etwa versucht, dass die Gäste der Schlossfestspiele nach den Konzerten noch essen können. Es ist uns trotz des Angebots, das im Wechsel zu tun, nicht gelungen. Da ist noch zu viel Gewohnheit. Wir müssen gesellschaftlich diskutieren, ob wir bis 22 Uhr die Außengastronomie lassen oder ob wir sie verlängern. Aber das ist keine Entscheidung der Gastronomie oder von der Stadt. Das geht nur mit dem größtmöglichen Konsens.