Wer wegen einer Bombendrohung bei den Schlossfestspielen im Juli um den Genuss der Lemminkäinen-Suite betrogen wurde, bekommt eine zweite Chance: Das Werk wird in der Saison 2017 nochmals aufgeführt. Das Festspielmotto lautet „Die Farben der Freiheit“ und darf politisch gedeutet werden.

Ludwigsburg - Wer wegen einer Bombendrohung bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen am 23. Juli um den Genuss der Lemminkäinen-Suite betrogen wurde, bekommt eine zweite Chance: Jean Sibelius Opus 22 wird zur Eröffnung der neuen Saison am 4. Mai nochmals aufgeführt – und wer damals das Forum mitten im Abschlusskonzert verlassen musste, bekommt das Ticket zum reduzierten Preis. Einer der Höhepunkte der Saison 2017 ist eine Aufführung von Joseph Haydns „Die Schöpfung“ in einer Inszenierung der katalanischen Kompanie La Fura dels Baus.

 

Die Schöpfung aus Sicht der Wissenschaft

„Wir freuen uns, dass diese Koproduktion gelungen ist“, sagte Thomas Wördehoff bei der Vorstellung des neuen Programms. Denn zu den Partnern gehört auch die Elbphilharmonie. „Dort sind die Karten schon alle ausverkauft“, sagt der Festspielintendant. „Und ich bin stolz darauf, dass dieses revolutionäre Werk bei uns Deutschlandpremiere hat.“ Das Insula Orchestra Paris gastiert mit der Dirigentin Laurence Equilbey und dem Chor Accentus am 1. und 2. Juni im Forum am Schlosspark und erst am 5. Juni im neuen Hamburger Superkonzerthaus.

Die Kompanie habe moderne Bilder für Haydns Komposition gefunden, sagt Wördehoff. „Die sind weg gegangen von der Idee, die Schöpfung aus rein religiöser oder philosophischer Sicht zu betrachten.“ Stattdessen stehe die Wissenschaft im Zentrum, das Bühnenbild beziehe sich auf den Genfer Teilchenbeschleuniger CERN und auf Darstellung der DNA-Helix. Wördehoff erkennt darin auch einen Bezug zum Festivalmotto „Die Farben der Freiheit“.

„Nicht schlafen“, heißt ein Tanzabend mit Alain Platel, und der Festspielintendant freut sich über die Mehrdeutigkeit. Einerseits habe er viel Verständnis dafür, dass die Aufmerksamkeitsspannen des Publikums immer kürzer werden – weshalb die Künstler auch immer wieder neue Ansätze finden müssten – andererseits gehe es aber auch darum, auf der Hut zu sein. Politisch und gesellschaftlich. In Platels Stück geht es um den Kolonialismus. Genauer: um den Blick der Kolonialisten auf die Eingeborenen und umgekehrt. „Das kann auch komisch sein“, meint Wördehoff. Weil Gewalt und eine enorme Naivität ganz nah beisammen seien. Und hier glaubt er auch Parallelen zu populistischen Tendenzen in der Gegenwart zu erkennen.

Wagner vom Feinsten

Am 22. Juli werden Auszüge aus dem „Ring der Nibelungen“ gespielt und gesungen. Das Orchester der Schlossfestspiele habe inzwischen die Qualität, um eine Wagner-Gala bestreiten zu können, glaubt Wördehoff. Dazu sei es gelungen, mit Christine Goerke und Simon O’Neill ganz herausragende Stimmen in die Stadt zu holen. „Das ist Wagner vom Feinsten, besser geht es nicht“, schwärmt der Intendant.

Einen ganz besonderen Auftritt wird die Tiroler Musicbanda Franui und Florian Boesch im Scala-Theater haben: „Das ist ideal für die Technik im Großen Saal“, erläutert Wördehoff. Denn statt eines klassischen Liedabends wird dem Publikum ein multimediales Schauspiel geboten. Die Musik wird durch eine Videoinstallation unterstützt, die von Jonas Dahlberg geschaffen wurde. Der norwegische Künstler hat größere Bekanntheit erlangt, als er ein Mahnmal für die Opfer des Breivik-Massakers auf der Insel Utöya 2011 gebaut hat.