Die Debatte um die Finanzierung, der Spendenmarathon, der zähe Umbau – die Neugestaltung des Synagogenplatzes in Ludwigsburg hat viel Staub aufgewirbelt. Im Interview zieht Jochen Faber, der Vorsitzende des Fördervereins, Bilanz.

Es hat lange gedauert: die Debatte über die Finanzierung, der Spendenmarathon, der Umbau. Fertig ist der Synagogenplatz erst seit vergangenem Sommer, wobei fertig das falsche Wort ist. Ziel sei gewesen, dass erkennbar werde, „dass hier etwas fehlt“, sagt Jochen Faber, der Vorsitzende des Fördervereins, der das Projekt maßgeblich vorangetrieben hat. Gegen alle Widerstände. Am Freitag bedankte sich der Verein mit einem Fest bei allen Helfern und Spendern.
Herr Faber, wenn Sie auf den Synagogenplatz schauen, auf die Kofferinstallation, die Umrisse der zerstörten Synagoge: Hat sich die Mühe gelohnt?
Unbedingt. Endlich wird daran erinnert, wie Ludwigsburger jüdischen Glaubens beraubt, vertrieben und ermordet wurden. An Menschen, die in der Synagoge ihr Zentrum hatten – das war vorher nicht so.
Um die Gestaltung wurde lange gerungen.
Das Ergebnis ist sehr gut geworden, finde ich. Sie macht deutlich, dass hier etwas fehlt, dass hier eine Lücke ist, eine Wunde. Die Koffer mit den Namen der Opfer zeigen, dass etwas nicht stimmt, dass dies ein spezieller Ort ist. Die Synagoge, die Menschen und ihre Nachfahren fehlen – das wird ganz deutlich.
Wie wird der Platz angenommen?
Wir tauschen uns über diese Frage im Verein häufig aus, und alle sagen das Gleiche: Es ist faszinierend, dass Menschen über den Platz gehen, die gar nicht vorhatten, sich zu informieren – und dann stehen bleiben, die Koffer betrachten, miteinander ins Gespräch kommen. Ich glaube und hoffe, dass manche den Platz anders verlassen, als sie ihn betreten haben. Natürlich nicht immer: Man muss nicht jeden Tag in tiefer Ergriffenheit hierherkommen. Aber es kommt immer wieder vor.
Über die Finanzierung des Umbaus ist lange gerungen worden. Als der Gemeinderat entschied, dass ein Teil der Kosten in Höhe von 360 000 Euro über Spenden finanziert werden muss, war dies umstritten. Mit etwas Abstand: Wie sehen Sie das heute?
Ich finde nach wie vor, dass das völlig unangemessen war. Dass eine einzelne Maßnahme mit einer Extraforderung an die Bürger belegt wurde, viele andere Projekte aber nicht – das war verheerend.
Inwiefern?
Der Beschluss kam auf Betreiben der konservativen Mehrheit im Gemeinderat zustande. Ich hoffe, dass manche nicht kapiert haben, was für ein Signal sie damit aussenden. Wenn die Stadt sagt, wir finanzieren das nicht vollständig, heißt das ja: Das ist unwichtiger Schnickschnack, lästig. Dabei war damals schon erkennbar, wie die Ressentiments gegen Minderheiten in bestimmten Kreisen wieder zunehmen.
Hilft ein Gedenkort wie dieser, dass sich Geschichte nicht wiederholt?
Ich halte es jedenfalls für unglaublich wichtig, dass sich die Öffentlichkeit hier in einer breiten Aktion hingestellt und erklärt hat: Die Erinnerung an die NS-Verbrechen ist wichtig. Und diese Erinnerung muss auch auf die heutige Zeit bezogen werden.