Der Lügenskandal rund um vier amerikanische Schwimmer bei Olympia und eine Auseinandersetzung an einer Tankstelle hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Jetzt durften Conger und Bentz Brasilien verlassen.

Rio - Die USA haben sich bei den Organisatoren der Olympischen Spiele für die Lügengeschichte von vier ihrer Schwimmer über einen angeblichen Raubüberfall entschuldigt. „Wir bitten die Gastgeber in Rio und das brasilianischen Volk um Verzeihung für die störende Quälerei“, sagte der Chef des Olympischen Komitees der USA, Scott Blackmun. Der angebliche Überfall, mit dem die Schwimmer von eigenem Fehlverhalten ablenken wollten, hatte für einigen Aufruhr gesorgt.

 

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Die vier Schwimmer, darunter Star-Athlet Ryan Lochte, hatten angegeben, als Polizisten verkleidete Räuber hätten sie in Rio de Janeiro ausgeraubt. Ermittlungen ergaben jedoch, dass die betrunkenen Sportler an einer Tankstelle mit Sicherheitsleuten in Streit geraten waren, nachdem sie dort die Toilette beschädigt hatten. Die US-Schwimmer Gunnar Bentz und Jack Conger konnten Brasilien inzwischen verlassen, nachdem sie bei einer Vernehmung durch die Polizei ihre Lüge eingestanden hatten. Ein dritter Schwimmer, James Feigen, gab laut Blackmun gegenüber den Behörden ebenfalls eine „überarbeitete Erklärung“ ab und stimmte einer Spende an ein nicht näher bezeichnetes Institut von umgerechnet knapp 10.000 Euro zu, um ebenfalls abreisen zu können, wie der Sender NBC berichtete. Der vierte Beteiligte, der Schwimmstar und sechsfache Goldmedaillengewinner Lochte, hatte Brasilien bereits vor Bekanntwerden des Lügenskandals verlassen.

Eine Schusswaffe an die Stirn gehalten

Das Olympische Komitee der USA erklärte am Donnerstag, die vier Sportler hätten bei einer Taxifahrt an der Tankstelle gestoppt, um auf die Toilette zu gehen. Dort habe einer der Sportler „einen Akt des Vandalismus“ begangen, woraufhin sich ein Streit mit zwei bewaffneten Sicherheitsleuten entspann. Die Wachmänner hätten ihre Waffen gezogen und von den Schwimmern eine Entschädigung gefordert. Nachdem die Athleten gezahlt hätten, hätten sie weiterfahren dürfen.

Lochte hatte dagegen geschildert, ein als Polizist verkleideter Angreifer habe ihm an der Tankstelle eine Schusswaffe an die Stirn gehalten und ihm sein Geld abgenommen. Die Veranstalter der Olympischen Spiele hatten sich daraufhin für den vermeintlichen Sicherheitsmangel entschuldigt. Eine Ermittlungsrichterin stieß jedoch auf Ungereimtheiten in den Äußerungen der Athleten und ordnete die Beschlagnahme ihrer Pässe an. Conger und Bentz wurden aus ihrem startbereiten Flugzeug geholt und von der Polizei verhört.

„Gebt den Jungs eine Pause“

Rios Polizeichef Fernando Veloso forderte die Schwimmer auf, auch persönlich Reue zu zeigen. „Es wäre nobel und ehrenvoll, wenn sie sich entschuldigen würden“, sagte er. „Das Einzige, worüber sie die Wahrheit gesagt haben war, dass sie betrunken waren.“ Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten laut Veloso, wie ein Sicherheitsmann seine Waffe zog, als der betrunkene und wütende Lochte und seine Teamkameraden die Tankstelle verlassen wollten, ohne für den von ihnen angerichteten Schaden zu zahlen. Gewalt sei gegen die Schwimmer jedoch nicht angewendet worden, einen Raub habe es nicht gegeben. Noch sei nicht entschieden, ob und welche Anzeige gegen die Schwimmer erhoben werden solle, sagte der Polizeichef. Theoretisch könnten sie wegen Vortäuschung einer Straftat und Sachbeschädigung belangt werden.

Dagegen rief der Sprecher von Rio2016, Mario Andrada, zur Nachsicht auf. „Gebt den Jungs eine Pause“, sagte er auf einer Pressekonferenz. „Die Jungs wollten nur ein bisschen Spaß haben (...) Sie haben einen Fehler gemacht, das gehört zum Leben“. Die Geschichte über den angeblichen Überfall hatte die brasilianischen Organisatoren der Olympischen Spiele in Verlegenheit gebracht. Vorausgegangen waren zahlreiche bestätigte Fälle, in denen Athleten oder Journalisten am Rande der Spiele bestohlen worden waren.