Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Markus Günthardt weiß, dass das nicht immer so war. Als Venus Williams zarte 19 Lenze zählte und ihre Schwester Serena 17, da konnte der Schweizer die beiden täglich dabei beobachten, wie sie sich am Büfett eines Europa-Turniers dermaßen satt aßen, dass es ihrem Tennisspiel kaum zuträglich gewesen sein kann. Abends war es meist der Trainer, der das Essen von der Halle ins Hotel brachte. „Vielleicht“, sagt Günthardt schmunzelnd, „um ein wenig Geld zu sparen.“

 

Inzwischen sind aber nicht nur die Williams-Schwestern klar im Vorteil. Während alle qualifizierten Spielerinnen nach dem Reglement der WTA bei sämtlichen Grand Slams, einigen weiteren erlesenen Events und bei allen Turnieren, bei denen sie die Titelverteidigerinnen sind, antreten müssen, buhlen viele kleinere Spielorte auf der Tour – wie etwa Nürnberg – um die Gunst der Aktricen. Also können sich die Racketkünstlerinnen, die allesamt noch zahlreiche Privatsponsoren haben (die Bremerin Angelique Kerber etwa präsentiert auf ihrer Homepage fünf Partnerfirmen), obendrein die Haushaltskasse mit Handgeldern aufbessern. Dass die Hotelkosten für die Spielerinnen und ihre Coachs bei jedem Turnier vom Veranstalter übernommen werden, versteht sich da von selbst.

Gegen Langeweile hilft eine Porsche-Fahrt bei Temp0 250

In einer Glamourwelt, in der die Tennisfrauen auch bei den sogenannten „Side-Events“ (in Stuttgart ist dies etwa eine rasante Fahrt bei Tempo 250 auf der Porsche-Rennstrecke in Weissach) bei Laune gehalten werden, kommt es aber auch mal vor, dass eine Hauptdarstellerin den Bogen überspannt. Markus Günthardt möchte den Namen der Spielerin nicht veröffentlicht wissen, der er persönlich vor einigen Jahren den Marsch blasen musste.

Besagte Spielerin, eine ehemalige Nummer eins aus Osteuropa mit Wohnsitz in Monte Carlo, kam 2011 nach Stuttgart – und gab in ihrem Auftaktspiel nach dem ersten Satz wegen einer angeblichen Verletzung auf. „Währenddessen stand ihr Privatjet quasi mit laufenden Triebwerken auf dem Stuttgarter Flughafen. Die wollte nur schnell weg“, erzählt Günthardt, der die Spielverderberin seither nicht mehr beim Grand Prix in Stuttgart begrüßt hat. Schließlich bieten sich in der Komfortzone Frauentennis jeder Sportlerin etliche Alternativen, um ausreichend Geld zu verdienen.