Die operative Entnahme und das Einfrieren von Eierstockgewebe ist eine weitere Methode, um die Fruchtbarkeit trotz Chemo- und Strahlentherapie zu erhalten. „Hier stehen wir noch am Anfang. Aber dass immerhin weltweit mit Hilfe dieser Methode 16 Geburten gemeldet wurden, spricht auch für den Erfolg des Netzwerks.“ In einigen Jahren sei es dank der gemeinsamen Forschungsarbeit wohl sogar möglich, Eierstockgewebe im Reagenzglas heranzuzüchten, meint Dr. Lawrenz. Durch die flächendeckende Arbeitsweise von „Fertiprotekt“ können alle Betroffenen vor Therapiebeginn ein aufklärendes Gespräch mit einem Reproduktionsmediziner führen. Auch jene, die mit einer sehr schlechten Prognose in dasIVF-Zentrum der Universitätsfrauenklinik zu Dr. Lawrenz kommen und wohl die Geburt eines Kindes nicht mehr erleben werden. „Dann bin ich zurückhaltender in meiner Beratung. Aber ich würde zu keiner Patientin sagen, dass eine Behandlung unnütz ist.“ Über allem stehe jedoch immer das Ziel, dass die Frau wieder gesund wird. „Dem wird der Erhalt der Fruchtbarkeit untergeordnet“, erklärt Dr. Lawrenz.

 

Bei Leukämie-Patientinnen etwa drängt die Zeit. Meist muss sofort nach der Diagnose mit der Chemotherapie begonnen werden. Zudem seien oft sehr junge Frauen von dieser Krebsart betroffen. „Wie soll sich denn eine 20-Jährige, die um ihr Leben kämpft, Gedanken über ihre Familienplanung machen und noch dazu unter höchstem Zeitdruck?“, erklärt Dr. Lawrenz das Dilemma, in dem die jungen Frauen stecken. Zudem hätten die wenigsten von ihnen bereits den Partner fürs Leben gefunden, mit dem sie sich die Gründung einer Familie vorstellen könnten. „Dabei verspricht aber das Einfrieren befruchteter Eizellen wesentlich mehr Erfolg, als das unbefruchteter.“ Auch das Auftauen würden erstere zu 90 Prozent unbeschadet überstehen.