Patientinnen mit Lymphomen oder Brustkrebs sitzen Dr. Lawrenz am häufigsten in Beratungsgesprächen gegenüber. Zwei bis vier Wochen bleiben diesen Frauen meist, um eine Entscheidung zu fällen. Johanna Schmidt und ihr Mann haben befruchtete Eizellen einfrieren lassen. Die vorherige Stimulation mit Hormonen wurde zwar sehr hoch dosiert, aber in einem sehr kurzen Zeitraum durchgeführt. „Um zu verhindern, dass mein Tumor wächst, denn der spricht eben auf Hormone an.“ Rund 2500 Euro mussten die Schmidts für die Behandlung bezahlen. Für das Einfrieren und die Lagerung der befruchteten Eizellen im Vorkernstadium für ein Jahr betragen die Kosten nochmals 250 Euro. Für jedes weitere Jahr wird eine Lagerungsgebühr von 100 Euro fällig. Manchmal erstattet die Krankenkasse einen Teil der Kosten. „Wir behandeln zum Selbstkostenpreis“, erklärt Dr. Lawrenz. „Denn ein Ziel des Netzwerkes ist es, nicht an den Frauen zu verdienen.“

 

Beruhigt und mit dem Gefühl, alles getan zu haben, was möglich ist, hat Johanna Schmidt anschließend ihre Chemotherapie begonnen. Erfolgreich kämpft sie sich durch die Tortur. Danach muss sie eine Antihormontherapie machen. Fünf Jahre lang sollte diese dauern. Denn in diesem Zeitraum nach der Erstdiagnose treten Rückfälle am häufigsten auf. „Es ist wie eine Art Kastration. Es findet kein Eisprung mehr statt. Die Blutung bleibt aus und von einem Tag auf den anderen bin ich mit 35 Jahren in die Wechseljahre gekommen“, erinnert sich Johanna Schmidt. Das durch die Tumoroperation ohnehin angeknackste Selbstbewusstsein leidet durch den vorzeitigen Verlust der Fruchtbarkeit noch mehr. „Ich fühle mich oft nicht mehr als richtige Frau und in meiner Altersgruppe manchmal außen vor. Ich habe Hitzewallungen und sonstige Nebenwirkungen mit denen sich meine Freundinnen nicht rumschlagen müssen und somit nicht viel anfangen können.“ Stattdessen bekommen diese Kinder, tingeln durch die Welt oder bringen ihre Karrieren voran.

Johanna Schmidt kommt es dagegen vor, als ob sie mit angezogener Handbremse auf der Autobahn des Lebens unterwegs ist. Sie steigt nach OP und Chemo zwar sofort wieder in ihren Beruf ein. Ist aber vorsichtiger geworden, hat ihre oft Zwölf-Stunden-Arbeitstage reduziert und macht auch privat nur noch selten die Nacht zum Tag. „Die Krankheit lässt dich leise treten. Oft ist da doch die Angst, durch zu viel Stress etwas, das bedrohlich schlummert, wieder aufzuwecken.“ Mit ihrem Schicksal zu hadern, ist jedoch nichts für sie. „Ich bin so happy darüber, dass ich leben darf. Es hört sich schwülstig an, aber es stimmt. Ich war schon immer ein positiver Mensch und habe alles in mich aufgesaugt. Seitdem ich krank war, kann ich noch mehr als zuvor auch kleine Freuden genießen.“