Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

In ihrem Sachbuch „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“ musste sie Passagen schwärzen. Dort stand, was auch in Berichten des Bundeskriminalamts steht, die Gerichte aber als Verletzung der Persönlichkeitsrechte eines italienischen Gastronomen in Erfurt einstuften. Über drei Jahre zog sich das Verfahren. Die beiden Clans, die vor zehn Jahren durch die Duisburger Mafiamorde kurz in den Fokus der Öffentlichkeit geraten waren, sind vor allem in Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg Teil der Gesellschaft geworden. „Ich glaube, dass die Integration, jedenfalls für die Mafia, fast zu gut gelaufen ist“, sagt Reski sarkastisch.

 

Bei einer ihrer Lesungen in Erfurt stand 2008 dann ein Kalabrier auf, hielt eine Verteidigungsrede für den Duisburger Hotelier und den Erfurter Gastronomen, die Reski verklagt hatten. Er endete mit den Worten: „Ich bewundere ihren Mut, ich bewundere sehr ihren Mut, ich bewundere ganz außerordentlich ihren Mut.“ Dieses Lob beinhaltet die gleiche Botschaft wie die Post, die ihr an ihre Adresse unter genauer Nennung der Etage geschickt wurde. Sie heißt Angst.

Die Gegenstrategie heißt für Reski: weitermachen. „Man kann nicht sagen, Entschuldigung, ich habe das nicht so gemeint“, sagt sie. Damit beschreibt sie keinen persönlichen Spleen, sondern vielmehr das System Mafia und seine Regeln. „Die haben ein ganz feines Gespür dafür, ob du ins Hintertreffen gerätst, ob dich jemand fallen lässt oder unterstützt.“

Angst vor dem finanziellen Ruin

Die Drohungen der Mafia, die Furcht vorm finanziellen Ruin hält man aus, wenn man die Rückendeckung durch Verlage hat. Insofern kommt dem Prozess vor dem Landgericht Hamburg am 29. September eine besondere Bedeutung bei. Dort stehen sich Petra Reski und Jakob Augstein, Verleger des „Freitag“, gegenüber. In der Wochenzeitung hatte Reski über den Prozess berichtet, in dem wieder der Erfurter Gastronom gegen die Macher der MDR-Reportage „Provinz der Bosse – die Mafia in Mitteldeutschland“ klagt. Reski nannte in ihrem Gerichtsbericht über eine öffentliche Verhandlung, wie andere Berichterstatter auch, den Namen des Gastronomen, der „Freitag“ druckte den Text. Der Gastronom klagt aber nur gegen sie und den „Freitag“. Die Zeitung unterschreibt die Unterlassungsklage, Jakob Augstein sagt in den Medien Sätze wie „Redaktionen sind keine Rechtsschutzversicherungen für mangelhafte Recherche“ und verweigert die Unterstützung. „Es geht um etwas ganz Grundsätzliches“, sagt Reski. Die Äußerungen Augsteins seien eine wunderbare Vorlage für ihre Gegner. Ihr verheerendes Signal: Die Frau hat keinen Rückhalt mehr.

Hat sie aber. Und deshalb haben die Schwierigkeiten, in denen sie gerade steckt, auch etwas Positives. Reski hat Augstein nicht nur eine Unterlassungsklage ins Haus geschickt. Sie hat auch eine Fundraising-Aktion in eigener Sache gestartet – aber eigentlich auch für andere freie Berufskollegen, die sonst die Berichterstattung über die Mafia sein lassen können. 20 000 Euro wollte Reski für Gerichtskosten zusammenbringen, 25 000 Euro sind seit Juni eingegangen. Auch das ist ein Signal. Etwa 350 Unterstützer hat sie. „90 Prozent sind Menschen, die ich gar nicht kenne“, sagt Reski. Das überschüssige Geld will sie nach Ende des Verfahrens an eine Antimafiaorganisation spenden.

In ihrem Sachbuch „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“ musste sie Passagen schwärzen. Dort stand, was auch in Berichten des Bundeskriminalamts steht, die Gerichte aber als Verletzung der Persönlichkeitsrechte eines italienischen Gastronomen in Erfurt einstuften. Über drei Jahre zog sich das Verfahren. Die beiden Clans, die vor zehn Jahren durch die Duisburger Mafiamorde kurz in den Fokus der Öffentlichkeit geraten waren, sind vor allem in Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg Teil der Gesellschaft geworden. „Ich glaube, dass die Integration, jedenfalls für die Mafia, fast zu gut gelaufen ist“, sagt Reski sarkastisch.

Bei einer ihrer Lesungen in Erfurt stand 2008 dann ein Kalabrier auf, hielt eine Verteidigungsrede für den Duisburger Hotelier und den Erfurter Gastronomen, die Reski verklagt hatten. Er endete mit den Worten: „Ich bewundere ihren Mut, ich bewundere sehr ihren Mut, ich bewundere ganz außerordentlich ihren Mut.“ Dieses Lob beinhaltet die gleiche Botschaft wie die Post, die ihr an ihre Adresse unter genauer Nennung der Etage geschickt wurde. Sie heißt Angst.

Die Gegenstrategie heißt für Reski: weitermachen. „Man kann nicht sagen, Entschuldigung, ich habe das nicht so gemeint“, sagt sie. Damit beschreibt sie keinen persönlichen Spleen, sondern vielmehr das System Mafia und seine Regeln. „Die haben ein ganz feines Gespür dafür, ob du ins Hintertreffen gerätst, ob dich jemand fallen lässt oder unterstützt.“

Angst vor dem finanziellen Ruin

Die Drohungen der Mafia, die Furcht vorm finanziellen Ruin hält man aus, wenn man die Rückendeckung durch Verlage hat. Insofern kommt dem Prozess vor dem Landgericht Hamburg am 29. September eine besondere Bedeutung bei. Dort stehen sich Petra Reski und Jakob Augstein, Verleger des „Freitag“, gegenüber. In der Wochenzeitung hatte Reski über den Prozess berichtet, in dem wieder der Erfurter Gastronom gegen die Macher der MDR-Reportage „Provinz der Bosse – die Mafia in Mitteldeutschland“ klagt. Reski nannte in ihrem Gerichtsbericht über eine öffentliche Verhandlung, wie andere Berichterstatter auch, den Namen des Gastronomen, der „Freitag“ druckte den Text. Der Gastronom klagt aber nur gegen sie und den „Freitag“. Die Zeitung unterschreibt die Unterlassungsklage, Jakob Augstein sagt in den Medien Sätze wie „Redaktionen sind keine Rechtsschutzversicherungen für mangelhafte Recherche“ und verweigert die Unterstützung. „Es geht um etwas ganz Grundsätzliches“, sagt Reski. Die Äußerungen Augsteins seien eine wunderbare Vorlage für ihre Gegner. Ihr verheerendes Signal: Die Frau hat keinen Rückhalt mehr.

Hat sie aber. Und deshalb haben die Schwierigkeiten, in denen sie gerade steckt, auch etwas Positives. Reski hat Augstein nicht nur eine Unterlassungsklage ins Haus geschickt. Sie hat auch eine Fundraising-Aktion in eigener Sache gestartet – aber eigentlich auch für andere freie Berufskollegen, die sonst die Berichterstattung über die Mafia sein lassen können. 20 000 Euro wollte Reski für Gerichtskosten zusammenbringen, 25 000 Euro sind seit Juni eingegangen. Auch das ist ein Signal. Etwa 350 Unterstützer hat sie. „90 Prozent sind Menschen, die ich gar nicht kenne“, sagt Reski. Das überschüssige Geld will sie nach Ende des Verfahrens an eine Antimafiaorganisation spenden.

Mafia nutzt Flüchtlinge für ihre Geschäfte

Serena Vitale, die Antimafia-Staatsanwältin in ihren inzwischen drei Kriminalromanen, ist solchen Anfechtungen nicht ausgesetzt. Wer aber glaubt, Reski würde nun ganz viel Fantasie und wenig Fakten bemühen, irrt wieder. Reski hat aus der Not schnell eine Tugend gemacht. Deutsche Leser könnten sich sowieso keine italienischen Namen merken. „Es geht mir darum, zu erklären, wie das System Mafia funktioniert“, sagt sie.

In ihrem jüngsten Werk beschreibt Reski, wie die Mafia „Flüchtlinge als Rohstoff für ihre Geschäfte“ nutzt. Wer die Interviews mit Nicola Gratteri, einem der erfolgreichsten Antimafiaermittler liest, sieht, wie nah an der Wirklichkeit „Bei aller Liebe“ erzählt. 36 von 103 Millionen Euro, die für das Aufnahmelager von Isola di Capo, dem größten Italiens, bestimmt waren, sind in die Kassen der ’Ndrangheta geflossen, sagt er. Die Geschäfte rund um das Lager waren laut Aussagen eines Ermittlers „die Geldautomaten der Mafia“. In Reskis Roman gibt es das alles samt Strohmännern, die in Deutschland Bundeswehrkasernen für die Flüchtlingsunterbringung ankaufen – mit natürlich besten Kontakten in die Gesellschaft. Das Buch endet mit den Überlegungen des zweiten Helden, eines Journalisten, darüber vielleicht mal einen Roman zu schreiben.