Nicht zuletzt die Globalisierung setzt Zulieferer wie Mann + Hummel unter Druck – auch der Standort Ludwigsburg ist betroffen. Der Ludwigsburger Filterhersteller will Kündigungen vermeiden.

Ludwigsburg - Die Arbeitnehmervertreter des Autozulieferers Mann + Hummel wollten die Mitarbeiter eigentlich am Donnerstag über die neuesten Entwicklungen der „Produktionsstrategie 2018“ informieren. Die Einladung hing bereits am Schwarzen Brett des Filterherstellers, und auch beim Ordnungsamt in Ludwigsburg war die Veranstaltung angemeldet. Kurzfristig wurde sie dann abgesagt. Die Personalabteilung sah die Sicherheit der Beschäftigten nicht gewährleistet und weigerte sich deshalb das Gehalt in der betreffenden Zeit zu zahlen. Die Veranstaltung sollte vor einem Parkhaus stattfinden, wo auch Lieferverkehr ist, erläuterte ein Sprecher. „Die Wogen gingen hoch bei uns“, fügte er hinzu. Nun wird die Veranstaltung nächste Woche an einem anderen Ort nachgeholt.

 

Die Lage in Ludwigsburg ist angespannt. Ein Personalabbau in der Produktion steht an, soviel steht fest. Wie viele Beschäftigte davon betroffen sein könnten, ist unklar. Darüber wird in Verhandlungen geredet, die seit Ende vergangenen Jahres zwischen Geschäftsleitung und Vertretern der Arbeitnehmer laufen. In diesem Jahr „werden wir keinen wesentlichen Personalabbau sehen“, versicherte der Sprecher. Damit meint er, dass die Belegschaft um höchstens fünf Prozent sinken wird. Derzeit fertigen rund 750 Mitarbeiter am Stammsitz unter anderem Luftfilter und Ölmodule, die in fabrikneue Autos eingebaut werden; insgesamt sind 1800 Personen am Standort tätig. Ein großer Teil der in der Produktion Beschäftigten arbeitet derzeit für einen einzigen Hersteller, doch dessen Aufträge fallen wegen eines Technologiewechsels im Laufe der nächsten Jahre weg. Auch deshalb ist die Auftragslage angespannt, räumte der Sprecher ein.

Das Wachstum findet im Ausland statt

Hinzu komme, dass die europäischen Märkte weitgehend gesättigt sind, das Wachstum in anderen Regionen stattfindet. Und die deutschen Hersteller, die seit Jahren von der steigenden Nachfrage in Ländern wie China und den USA profitieren, fertigen die Autos für diese Märkte zunehmend vor Ort. So haben die hiesigen Hersteller im vergangenen Jahr mehr als neun Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in ihren Fabriken im Ausland hergestellt; im Inland liefen noch 5,5 Millionen Fahrzeuge von den Bändern. Seit dem Jahr 2000 sind die inländischen Produktionszahlen kaum noch gestiegen, hat die Deutsche Bank Research vor einiger Zeit in einer Studie errechnet. Die Zulieferer müssen auf die Entwicklung reagieren. So hat das Familienunternehmen Mann + Hummel allein in China in den vergangenen zehn Jahren fünf Werke eröffnet.

Nun fehlt zunehmend Auslastung in den den inländischen Werken – nicht nur am Firmensitz in Ludwigsburg, sondern auch in den Erstausrüstungswerken von Mann + Hummel in Sonneberg/Thüringen und Bad Harzburg/Niedersachsen. Auch dort stehen gravierende Veränderungen an. „Wir schauen uns die Kompetenzen der einzelnen Standorte an“, so der Sprecher. Ziel sei, Produktionsschwerpunkte zu bilden. Auch in der Verwaltung sollen die beiden Standorte enger zusammen rücken. In Bad Harzburg sind 350 Mitarbeiter tätig, in Sonneberg sind es 500. Auch an diesen Standorten ist unklar, wie viele Stellen gestrichen werden. Ziel der anstehenden Verhandlungen sei, die Wirtschaftlichkeit der Werke zu erhöhen, betonte der Sprecher. Ob an den Standorten rote Zahlen geschrieben werden, wollte er nicht sagen. Er versicherte, dass alle drei Produktionsstandorte – in verringerter Größe – erhalten bleiben sollen.

Mann + Hummel will Kündigungen vermeiden

Seit Ende vergangenen Jahres verhandeln Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter nun über die Zukunft der Werke. Dem Unternehmen geht es dabei auch darum, einen Interessenausgleich und einen Sozialplan zu vereinbaren. Ziel dabei sei, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Der Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob auch die Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit oder Kürzungen etwa von Weihnachts- und Urlaubsgeld anstehen. „Das ist Sache der Verhandlungspartner“, sagte er lediglich. Der Stuttgarter Kolbenhersteller Mahle hat eine Verlängerung der Arbeitszeit auf 40 Wochenstunden für (einige) seiner Produktionsstandorte ins Gespräch gebracht. Zudem geht es beim Stiftungsunternehmen um die Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld.