Sie mussten 2016 den Marathon in London und den EM-Halbmarathon in Amsterdam abbrechen, Olympia in Rio fand ohne Sie statt. Wie haben Sie diese Enttäuschung verkraftet?
Auch wenn es weh getan hat: Ich musste mir den olympischen Marathon im Fernsehen anschauen, um ihn abhaken zu können. Wenn ich fit gewesen wäre, hätte ich auf jeden Fall unter die besten zehn laufen können. Aber das ist Geschichte. Fast noch mehr geärgert habe ich mich, dass ich den folgenden Marathon in New York absagen musste.
Warum?
Weil ich eine sehr gute Chance gehabt hätte, aufs Podium zu kommen.
Und gut zu verdienen?
Auch.
Wie viel Geld haben Sie 2016 verloren?
Ich bin selbstständig. Wenn ich Antritts-, Preis- und Sponsoren-Gelder zusammenrechne, komme ich auf rund 100 000 Euro. Mindestens. Leider gibt es gegen Verletzungen keine Versicherung.
Hilft die Sportförderung in Deutschland?
(lächelt gequält) Das ist nicht mehr als eine kleine Kostenübernahme und deckt nur einen Teil meiner Ausgaben für Trainingslager oder Physiotherapie ab. Wer in Deutschland vorankommen will, der muss sich selbst auf den Weg machen. Die Triathleten sind da ein ganz gutes Vorbild für mich.
Meisterinnen der Selbstvermarktung sind die Zwillinge Anna und Lisa Hahner – beim Olympia-Marathon liefen sie erst hinterher und dann lächelnd Hand in Hand ins Ziel. Was haben Sie in diesem Moment gedacht?
Ich war zwiegespalten. Einerseits ist diese PR-Show eine Frechheit gewesen, mit der sich die beiden selbst geschadet haben.
Und andererseits?
Sind die Hahners zum Laufsport gekommen, weil sie durch Joey Kelly inspiriert wurden. Und sie haben es bis zu den Olympischen Spielen geschafft. Wenn sich nun durch ihre Geschichte andere inspirieren lassen, wäre das toll für den Laufsport.