Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Was umschreibt der Begriff Engel für Sie?
Für mich ist es die Erfahrung von Gottes Begleitung im Leben. Ich habe eine kleine Karte mit dem Morgen- und Abendsegen von Luther im Portemonnaie. Das sagte er: Dein heiliger Engel sei mit mir, dass böse Feinde keine Macht an mir habe. Dieses „Gott möge mich durch den Tag begleiten“ und auch Glaubenskraft zu spüren, das wäre für mich eine Engelserfahrung. Was ja nicht heißt, dass ich nicht auch Angst habe und es nicht auch Leid, Trauer und Abschied gibt.
Wird der Engel zum Wesen mit Flügeln oder zum Kind mit Babyspeck, weil wir uns das so abstrakt nicht vorstellen können?
Man müsste in der Tat mal ein Buch mit Engelsbildern machen, die sind zum Teil grauenvoll kitschig. Ich weiß nicht, was Menschen sich da vorstellen. Es gibt ja auch den Spruch, es darf nicht der Bäcker nebenan sein. Es müssen schon Frauen unter 30 sein, die Engel sind. Das ist abwegig und hat auch mit der Bibel nichts zu tun. Es geht um ein Spüren von Kraft, wenn ich keine habe. Oder dass mir – wie den Hirten in der Weihnachtsgeschichte – etwas klar wird, was ich vorher nicht begreifen konnte.
Die meisten Kinder wachsen mit der Idee vom Schutzengel auf. War das auch Ihre Sozialisation?
In dieser Form nicht. Aber meine Eltern und meine Großmutter haben dem, der weggefahren ist, den Segen mit auf den Weg gegeben. Und dann habe ich im Laufe meines Lebens ganz viele Engel geschenkt bekommen. Ich habe viele Taschen, in denen einer drin ist. Das sehe ich jetzt aber nicht als magischen Schutz, sondern als Erinnerung an Gottes Begleitung oder daran, dass ein guter Mensch in Gedanken bei mir ist.