Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

So geht es wohl vielen Markgröningern, die sich die Fotografien anschauen. Die Bilder sind nun in den Räumen der Volksbank zu sehen. „Die wenigsten werden je drin gewesen sein in der Ziegelei“, sagt der Mitchronist Herbert Ruff. Sie können nun kurz vor dem Abriss sehen, was sich hinter den Mauern verbirgt.

 

Für Birgit Berger aber hat sich ihr Traum erfüllt. „Ich bin immer auf der Suche nach Neuem“, sagt sie, während sie für einen spontanen Ziegeleibesuch in feste Schnürschuhe steigt. Denn ein wenig widerborstig ist die Ziegelei schon. Kalt kann es hier sein. Es gibt dunke Ecken. Und der Boden ist immer noch an manchen Stellen sehr uneben, obwohl der städtische Bauhof die Theatermacher tatkräftig unterstützt. An einigen Stellen kann man durch das Dach in den Himmel schauen. Dennoch wirken manche Räume, als seien die Arbeiter eben erst gegangen. Vor der Brennstraße liegen noch Ziegel, die niemand mehr abholt. Auf dem Boden staubt ein Hut ein, den keiner vermisst.

Die Proben sind fast lückenlos dokumentiert

Mittlerweile kennt Berger in der markanten Industrieruine jede verrostete Stahlkette und jede Bodendelle. Unzählige Male ist die Frau, die einmal Chefin eines Fotostudios war und im Moment einen autistischen Jungen als Assistenzlehrerin unterstützt, nach Markgröningen gefahren. Bei fast allen Proben war sie dabei. „Dabei habe ich selbst so viel Neues gelernt“, sagt sie zufrieden. Und sie hat sich wie Bernd Schlegel von dem Gebäude gefangen nehmen lassen. Ihr Blick hat sich zum dem einer Inspizientin entwickelt. Sie weiß genau, was gestern noch wo stand. Birgit Berger hat Neuland betreten. „Man weiß ja nie, ob man als Fremdkörper empfunden wird“, sagt sie – wohl wissend, dass Schauspieler kapriziös sein können. Dagmar Probst, eine Mimin aus der 33-köpfigen Truppe, nimmt sie in den Arm. „Das hast du gut gemacht“, sagt sie. Birgit Berger strahlt. Auf den Bildern der Ausstellung leuchtet die Ziegelei noch einmal auf. Bevor sie endgültig vergehen wird.