Dies sind keine „made Guys“, keine offiziell in einen Mafiaclan aufgenommenen Unantastbaren. Ihnen fehlt die reine sizilianische Blutslinie. Der von Liotta gespielte Henry und der von Robert DeNiro gespielte Jimmy stecken als anteilig Irischstämmige auf ewig im Proletariat dieser Schattengesellschaft fest.

 

Scorsese, der in einem Little Italy genannten Stadtteil New Yorks aufgewachsen ist, hat „Goodfellas“ aber keineswegs nur als Antwort auf den „Paten“ angelegt. Er entwickelt hier auch eigene Themen und Blickwinkel weiter. Die laute Gaunerkultur, die unter den Fenstern der arbeitenden Bevölkerung ihre Variante des besseren Lebens vorführt, in auf Edel getrimmten Knackikneipen und in nächtelangen Würfelspielen auf offener Straße, kam schließlich auch in früheren Filmen von Scorsese vor, in „Who’s that knocking at my Door“, in „Mean Streets – Hexenkessel“ (1973) oder in „Taxi Driver“ (1976).

Der Drang nach Wohlstand schafft sich ein Ventil

In „Goodfellas“ geht es Scorsese nicht darum, noch einmal anhand der Verwicklung von Jungs aus der Nachbarschaft ins Verbrechen große Themen seines Katholizismus abzuarbeiten, Sünde, Gnade, Erlösung und Versuchung. Es geht ihm auch nicht wie in „Taxi Driver“ darum, eine Wut über den Verfall der Städte und Verhältnisse zu schildern, die so destruktiv ist wie das, worauf sie sich richtet. Scorsese schaut jetzt kühler, analytischer, sardonisch amüsiert auf das Räderwerk eines Systems, dessen Funktionieren anhand von Einzelschicksalen erklärt wird.

„Goodfellas“ erklärt, wie der Drang nach Wohlstand, Glanz und Impulsbefriedigung im Gangstertum seine Ausprägung findet. Und zeigt, wie dieser amerikanische Traum des „Gib mir das Deine, aber sofort!“ Momente des Glücks gebiert und endlose Paranoia: Jeder kann einem dauernd an den Kragen wollen, gerade dann, wenn er mit ausgestreckten Armen auf einen zu tritt.

Scorsese erzählt vom anderen Ende des Verbrechens, vom schäbigen, brutalen, dreckigen und kleingeistigen Milieu der Halsabschneider und Gierschlunde. Hier gibt es keine Don-Corleone-Figuren und keine sizilianische Folklore, schon deshalb nicht, weil dieses Fußvolk zwar mit und für die Mafia arbeitet, ihr aber gar nicht wirklich angehört.

Ein Gegenentwurf zum „Paten“

Dies sind keine „made Guys“, keine offiziell in einen Mafiaclan aufgenommenen Unantastbaren. Ihnen fehlt die reine sizilianische Blutslinie. Der von Liotta gespielte Henry und der von Robert DeNiro gespielte Jimmy stecken als anteilig Irischstämmige auf ewig im Proletariat dieser Schattengesellschaft fest.

Scorsese, der in einem Little Italy genannten Stadtteil New Yorks aufgewachsen ist, hat „Goodfellas“ aber keineswegs nur als Antwort auf den „Paten“ angelegt. Er entwickelt hier auch eigene Themen und Blickwinkel weiter. Die laute Gaunerkultur, die unter den Fenstern der arbeitenden Bevölkerung ihre Variante des besseren Lebens vorführt, in auf Edel getrimmten Knackikneipen und in nächtelangen Würfelspielen auf offener Straße, kam schließlich auch in früheren Filmen von Scorsese vor, in „Who’s that knocking at my Door“, in „Mean Streets – Hexenkessel“ (1973) oder in „Taxi Driver“ (1976).

Der Drang nach Wohlstand schafft sich ein Ventil

In „Goodfellas“ geht es Scorsese nicht darum, noch einmal anhand der Verwicklung von Jungs aus der Nachbarschaft ins Verbrechen große Themen seines Katholizismus abzuarbeiten, Sünde, Gnade, Erlösung und Versuchung. Es geht ihm auch nicht wie in „Taxi Driver“ darum, eine Wut über den Verfall der Städte und Verhältnisse zu schildern, die so destruktiv ist wie das, worauf sie sich richtet. Scorsese schaut jetzt kühler, analytischer, sardonisch amüsiert auf das Räderwerk eines Systems, dessen Funktionieren anhand von Einzelschicksalen erklärt wird.

„Goodfellas“ erklärt, wie der Drang nach Wohlstand, Glanz und Impulsbefriedigung im Gangstertum seine Ausprägung findet. Und zeigt, wie dieser amerikanische Traum des „Gib mir das Deine, aber sofort!“ Momente des Glücks gebiert und endlose Paranoia: Jeder kann einem dauernd an den Kragen wollen, gerade dann, wenn er mit ausgestreckten Armen auf einen zu tritt.

Es gehe in der Mafia nicht zu wie im Film, erklärt uns Henry, es gebe keinen Streit, wenn man auf der Abschussliste stehe. Man werde mit einem Lächeln umgebracht, nach der Zusicherung, alles sei in Ordnung. Ja, „Goodfellas“ ist auch ein sarkastisches Werk. Eines, das uns bewusst hält, mit Standbildern, ironischen Kontrasten und gegen Ende damit, dass der als Erzähler fungierende Hill aus einer Gerichtsszene heraustritt und direkt in die Kamera spricht, dass uns hier ein Film erzählt, wie das Leben sei, nämlich anders als Filme. Und dieses Verhältnis von Film und Wahrheit ist eines, dem Scorsese schon sein ganzes Leben und hoffentlich noch recht lange zu unserem Gewinn nachspürt.

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