Eine große Ausstellung soll im Winter die Geschichte der Martinskirche darstellen. Dafür suchen Pfarrerin Juliane Jersak und ihre Mitstreiterinnen nun Material, vor allem Fotos, aber auch Zeitzeugenberichte.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Die Martinskirche ist 1937 erbaut worden, steht also seit 78 Jahren auf der Prag, an der Eckartstraße beim Pragfriedhof. In 78 Jahren ist eine Menge passiert. Die Kirche ist im zweiten Weltkrieg stark beschädigt und anschließend wieder aufgebaut worden. Um sie herum hat sich das Nordbahnhofviertel zu dem entwickelt, was es heute ist, sind Gebäude abgerissen worden und aus dem Boden gewachsen, sind Menschen zu- und weggezogen.

 

Dass die Martinskirche dabei einer der wenigen Konstanten war, soll im kommenden Winter Teil einer Ausstellung der evangelischen Nordgemeinde sein. „Es verändert sich so viel, aber die Kirche bleibt“, sagt Marie-Luise Guttroff. „Und die Kirche muss bleiben, egal für wenige oder für viele.“ Guttroff ist seit langem ehrenamtliche Mitarbeiterin im Gemeindebüro Martinskirche. Gemeinsam mit Sibylle Grube-Bannasch. die für die Archivarbeit der Nordgemeinde zuständig ist, und Juliane Jersak, die Martinskirchenpfarrerin, sammelt sie dazu Material: Fotos, Erinnerungen, Urkunden, Zeitzeugenberichte – alles, was mit der Martinskirche und dem Gemeindeleben zu tun hat. „In den nächsten Jahren wird hier viel passieren“, sagt Juliane Jersak. „Wir wollen den Wandel darstellen.“ Denn in nicht allzu ferner Zukunft wird die Martinskirche selbst umgebaut werden, um mehr Platz für das Gemeindeleben zu schaffen, und im Nordbahnhofviertel entstehen mehrere neue Wohnbauprojekte.

Die Kirche auf dem Luftschutzbunker

Für die Ausstellung haben die drei Frauen schon im Archiv der Gemeinde gestöbert – und sind dabei auf einige Geheimnisse gestoßen. „Dass die Martinskirche komplett unterbunkert ist und im Krieg Lazarett war, wusste ich gar nicht“, erzählt Guttroff. Und so manche Rätsel aus der Vergangenheit der Kirche gilt es noch zu lösen – beispielsweise die, wer auf den unbeschrifteten Bildern zu sehen ist, und wie sich diese zuordnen lassen. Damit wird sich Guttroff in den kommenden Wochen beschäftigen. Zunächst ist aber noch weiteres Material gefragt: „Wir starten einen Aufruf“, berichtet Juliane Jersak. „Wer hat Fotos, wer weiß etwas?“ Einiges sei bereits eingegangen, zum Teil auch per E-Mail. Viele identifizieren sich mit der Kirche und der Gemeinde, berichtet die Pfarrerin, „auch die, die nicht jeden Sonntag in den Gottesdienst kommen.“

Gerade von diesen Menschen, und auch von solchen, die aus dem Bezirk weggezogen sind, aber früher einmal hier gewohnt haben, erhofft sich Jersak noch Material. Zum Adventstreffen am ersten Adventssonntag im kommenden November soll die Ausstellung dann fertig sein und gezeigt werden.