Mathias Richling surrt aus eigenem Antrieb herum, schnell, quirlig und unermüdlich. Im Ludwigsburger Forum stellt der Kabarettist sein neues Programm „Deutschland to go“ vor.

Ludwigsburg - Hat dieser spillerige Kerl jetzt ein eingebautes Uhrwerk? Ist er inzwischen vielleicht batteriebetrieben? Nein, Mathias Richling surrt wohl immer noch aus eigenem Antrieb herum, schnell, quirlig, unermüdlich. Vor kurzem ist er einundsechzig geworden, aber wie er jetzt allein das Ludwigsburger Forum bespielt und mit Hochgeschwindigkeitsgestik von einer Ecke in die andere wuselt, merkt man ihm sein Alter nicht an. Heruntergebremst wird er nur von sich selber, wenn es die parodierten Politiker so verlangen, wenn er also den aufreizend langsamen SPD-Gesundheitsexperten Lauterbach nachleiert oder Angela Merkel – samt Raute und Schnute – sehr, sehr unaufgeregt plaudern lässt: „Deutschland bleibt für mich die schönste Nebensache der Welt.“

 

„Deutschland to go“, so heißt dementsprechend Richlings neues Programm, das er seinem gleichnamigen Buch quasi hinterherschickt. Auf der Bühne stehen Gepäckwagen, auf diesen und um diese herum Koffer und Trolleys. Deren Farben sind parteipolitisch zugeordnet, wenn der Kabarettist also einen schwarzen Trolley hervorholt, sind CDU oder CSU dran, bei einem roten die SPD, und wenn sich der grüne Koffer öffnet, präsentiert er Cem Özdemirs wortbegleitende Gesichtsgymnastik in ihrer ganzen schmerzhaften Intensität. Einmal wird es sogar noch gelb, da hat dann aber nicht etwa der alte Brüderle einen letzten Auftritt, sondern der uralte Genscher. Aber diese Idee reizt Richling nicht pedantisch aus, er gewährt sich genügend Freiraum, um sein Personal auch kofferlos vorführen zu können.

„Deutschland to go“ wirkt nicht ganz so stringent

Manche Pointen allerdings kommen wie heruntergedimmt daher, was an der Akustik liegen könnte, ein bisschen aber wohl auch daran, dass „Deutschland to go“ nicht ganz so stringent und zugespitzt wirkt wie das Vorgängerprogramm „Der Richling Code“. Im Vergleich mit dem selbstgefällig-smarten und mitunter reaktionären Dieter Nuhr jedoch, seinem „Satire-Gipfel“-Nachfolger im TV, zeigt Richling immer noch bübisch-gewitzte Angriffslust. Den Seehofer etwa spielt er nicht nur mit jenem hämischen Lachen, das sich wie schweinisches Grunzen anhört, er schiebt ihm auch noch die „Eingliederung von Fremdkörpern in eine gewachsene Gesellschaft“ unter – womit Horst die Frauen meint.

Man könnte monieren, dass Richling die Banken und die Wirtschaft eher am Rande attackiert, dass er sich auch mehr gegen die Politiker als gegen deren Politik wendet. Aber ein Parodist ist nun mal von Berufs wegen personenfixiert, und wenn Richling den Kopf schief legt und den Schäuble in seiner ganzen schwäbischen Verkniffenheit gibt („Der deutsche Sozialempfänger isch für uns ohne jeden Wert“), dann steckt darin doch entlarvende Bosheit. Und natürlich will man auch auf Richlings guruhaften Helmut Schmidt nicht verzichten, der zischend an der Zigarette zieht und in aller Bescheidenheit erklärt: „Ich vertrete die Deutschen auf Erden.“