Maybrit Illner hat am Samstagabend eine gelungene Premiere als neue Moderatorin im "heute-journal" erlebt.

Berlin - Gehört hat man natürlich nicht, was Gundula Gause am Ende der Sendung zu Maybrit Illner gesagt hat, aber Gestik und Mimik legen nahe, dass es ein Glückwunsch war. Nun ist Illner natürlich alles andere als eine Anfängerin, schließlich führt sie seit 1999 durch den Polit-Talk "Berlin Mitte", der seit drei Jahren ihren Namen trägt. Der erste Auftritt in einer Nachrichtensendung aber ist im deutschen Fernsehen immer noch etwas ganz besonderes.

Sollte Maybrit Illner vor ihrem Debüt im "heute-journal" aufgeregt gewesen sein, so ließ sie sich das zumindest nicht anmerken. Die kleine Programmreform des ZDF am späten Samstagabend mit dem fixen Beginn des "Aktuellen Sportstudios" erst um 23 Uhr und entsprechend später Sendezeit des "heute-journals" gegen 22.45 Uhr trug ohnehin dazu bei, dass die Premiere mit 2,41 Millionen Zuschauern ein überschaubares Publikum hatte. Es erlebte gewissermaßen eine Fortsetzung der "Illner"-Ausgabe vom vergangenen Donnerstag.

Dort war es ebenfalls schon um das Thema "Kampf der Kulturen?" und Thilo Sarrazins "Spiel mit der Ausländerangst" gegangen. Am Samstag griff Illner den Faden wieder auf, bezog sich aber (ohne das ausdrücklich zu benennen) nicht zuletzt auch auf das Echo, das ihre Talkshow ausgelöst hatte: Es sei nicht mehr die Frage, ob Sarrazin unbequeme Wahrheiten ausspreche oder nur einen bequemen Weg gefunden habe, viel Geld zu verdienen, sondern "warum seine Thesen eigentlich auf so fruchtbaren Boden stoßen". Dass jetzt viele auf Sarrazin reagieren, liege vielleicht daran, dass "der Mann in ein Vakuum gestoßen hat", dass die Politiker jahrzehntelang zugelassen hätten.

Illner will zu Themen Position beziehen


Deutliche Worte, die keinen Zweifel ließen: Maybrit Illner wird auch im "heute-journal" Akzente setzen. Während ihr Vorgänger Steffen Seibert, dessen Wechsel in den Dienst der Bundesregierung Illners Zweitjob überhaupt erst nötig und möglich gemacht hat, stets betont standpunktfrei moderierte, will Illner offenkundig Positionen beziehen. Mit ihren auch um einen individuellen Stil bemühten Moderationstexten ist sie den Kollegen Claus Kleber und Marietta Slomka ohnehin näher als Seibert. Die Gespräche im Kanzleramt zur Zukunft der Kernenergie nannte sie "ein Gipfeltreffen mit Strahlkraft", und über ihren Kalauer, Umweltminister Norbert Röttgen werde einiges einstecken müssen, "Sticheleien um seine persönliche Restlaufzeit inklusive", musste sie selbst lachen.

Etwas unglücklich kam allein die hierzulande ohnehin aufgesetzt wirkende amerikanische Angewohnheit rüber, Anführungszeichen auch gestisch zu verdeutlichen, als Illner zu Röttgens NRW-Terminen sagte, in Nordrhein-Westfalen sei er mehr als "nur" Umweltminister. Doch im Vergleich zum stets etwas steifen Seibert ist Maybrit Illner ein Fortschritt.