Das schicke Grillrestaurant Meatery in der Kronprinzstraße bietet beste Fleischqualität zu saftigen Preisen.

Stuttgart - In den neuen Tempeln der Fleischeslust erlebt der gute alte Rostbraten eine Renaissance. Einen starken Monat nach der Eröffnung der Meatery in der Kronprinzstraße wollen wir testen, ob der Hype gerechtfertigt ist. Das schicke Ambiente in Mintgrün-Silber bietet die perfekte Bühne für Selbstdarsteller (goldene Paillettenhose!). Die lässige Eleganz scheint aber auch hemdsärmeligen Steakfans zu gefallen – die letztlich das Portemonnaie der Hamburger Betreiber füllen.

 

Die Speisenauswahl ist auf eine unhandliche Platte gedruckt. Dafür ist das Baukastensystem leicht zu handhaben. Zum Start empfiehlt das Haus Tatar-Versionen, die nach Wunsch gewürzt werden. Ein „Brick“ kostet zwölf Euro, zwei 18, drei 24 Euro. Das Kalbfleisch „Mediterran Style“ tut sich schwer im Vergleich zum Thunfisch bester Qualität auf asiatische Art mit einer Tunke aus Koriander und Zitronengras. Zum saftigen Lachstatar harmoniert die süßliche orientalische Note hervorragend.

Zum Hauptgang muss es das 900 Gramm Porterhouse-Steak sein – wo sonst bekommt man eine solche Portion serviert? Deshalb also nicht Argentinien und auch nicht das europäische Weiderind aus dem hauseigenen Reifeschrank, sondern US-Beef. Kurz zweifeln wir, als unser Nachbar ein wundervoll marmoriertes vier Daumen dickes Steak im Rohzustand präsentiert bekommt. Das mag manchem ein Zuviel der Inszenierung sein. Jedenfalls hat das gute Stück wenig später kaum an Größe verloren, als es im Infrarotturbogrill knackig gebräunt zurück an den Tisch kommt.

Eine rosa Offenbarung

Doch auch unser Porterhouse kann sich sehen lassen. Das Fleisch ist in Tranchen geschnitten, eine rosa Offenbarung. Gut dass wir es medium-rare bestellt haben, sonst wäre es uns zu durch gewesen. Den stolzen Preis von 79 Euro rechtfertigt eine Qualität, die wir so noch selten genossen haben. Pro Steak ist je eine Beilage, eine Soße und eine Würzbutter im Preis inbegriffen (das kleinste Paket ist für 26 Euro zu haben). Auch die Meatery geht mit der Mode: Die geschmorten Waldpilze und das Kartoffelgratin, dem der Reblochon eine rezente Note gibt, werden im Minikochtopf serviert. Die Sauce béarnaise war dagegen fad und wässrig, die Café-de-Paris-Butter wiederum sehr kräftig gesalzen.

Wer mag, kann zum Steak stilecht ein amerikanisches Bier trinken, etwa ein Brooklyn Lager, das seinen malzigen Duft im tulpenförmigen Glas entfalten darf (elf Euro). Die Weinkarte ist übersichtlich. Unsere Servicedame, die fünf Sterne verdient hätte, empfiehlt uns einen Chocolate Block, einen samtigen Blend aus Südafrika, der mit 55 Euro im Mittelfeld liegt.

Nach 20 Uhr wird es schlagartig voll. Jetzt laufen der Service und das Küchenteam um Hendrik Maas heiß. Die Wartezeiten werden länger, die Röstaromen im Raum zudringlicher. Liegt’s an der Abluft? Oder ist’s Teil der großen Fleischerei?

Meatery Bar + Restaurant, Kronprinzstraße 24, 70173 Stuttgart, Tel. 87 03 98 80, www.stuttgart.meatery.de. Geöffnet: Sonntag bis Donnerstag 12 bis 1; Freitag, Samstag 12 bis 2 Uhr.

Die Bewertung:

Küche ***

Service ****

Ambiente ****

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.