Die deutsche Zeitungsbranche sieht Wachstumschancen im Internet - fordert aber klare Regeln bei der Verwertung von Artikeln im Netz.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Die deutschen Zeitungsverleger sehen Wachstumschancen im Internet, fordern aber einen besseren Schutz ihrer Angebote. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mahnt besonders das ausstehende Leistungsschutzrecht bei der Bundesregierung an. Diese sollte hier nun "unverzüglich tätig werden", forderte Verbandschef Helmut Heinen auf dem Zeitungskongress in Berlin. Die Verleger haben einen eigenen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach unter anderem die Verbreitung von Presseerzeugnissen oder Teilen daraus ausschließlich den Verlagen vorbehalten bleiben soll. Damit soll die vielfache kostenlose Nutzung von Artikeln und Inhalten im Internet gebremst werden.

 

"Wir brauchen das Leistungsschutzrecht zur effizienten Rechtsdurchsetzung", sagte Heinen. Künstlich erzeugte Missverständnisse, es könne hier zu einer Einschränkung der Informationsfreiheit kommen, seien ebenso ausgeräumt wie die Vorwürfe großer Wirtschaftsverbände, die Verleger beabsichtigten die Einführung einer neuen Zwangsgebühr. Heinen verwies darauf, dass im Koalitionsvertrag ein Leistungsschutzrecht zugesagt worden sei.

70 Prozent aller Apps sind kostenpflichtig

Der Verbandschef zeigte sich überzeugt, dass Zeitungen auch im Zeitalter des Internets, der Suchmaschinen und sozialer Netzwerke überleben werden. Neben 48 Millionen täglichen Lesern der gedruckten Zeitung erreiche man bereits 52 Prozent der Internetnutzer mit Nachrichtenangeboten der Zeitungen, insgesamt mehr als 20 Millionen Menschen. "Nun muss es uns gelingen, diese erfreulich starke Online-Präsenz in funktionierende Geschäftsmodelle am Werbe- und Nutzermarkt umzuwandeln", sagte Heinen.

Springer-Chef Mathias Döpfner warnte die Verlage, eine "resignative Rolle einzunehmen". Vielmehr gehe es darum, im Internet und besonders bei mobilen Anwendungen auf die Stärke guter Redaktionen zu setzen, ein professionelles Informationsangebot unter einer starken Marke zu bieten. 70 Prozent aller Apps, Anwendungen für mobile Computer wie das iPad, seien kostenpflichtig. Solche Geräte seien für digitalen Zeitungsjournalismus "ein wunderbares Wachstumsmodell". Der Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medienholding ("Stuttgarter Zeitung", "Stuttgarter Nachrichten") und BDZV-Vizepräsident, Richard Rebmann, sagte, die Geschäftsentwicklung 2011 verlaufe ordentlich. Für 2012 gebe es jedoch einige Fragezeichen.