Die wohl bekannteste Modedroge ist Ritalin. Dieses Mittel mit dem Inhaltsstoff Methylphenidat wird Kindern mit der Aufmerksamkeitsstörung ADHS verschrieben. Bei Erwachsenen ist der Stoff in Deutschland nicht zugelassen, da die Wirkung nicht gesichert ist. "Bei gesunden Menschen hat Ritalin keinerlei Effekt", erklärte die ADHS-Expertin Alexandra Philipsen vom Universitätsklinikum Freiburg beim diesjährigen Suchtsymposium der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Somit beruhe die Wirkung auf einem Placeboeffekt. Dennoch ist die Substanz gefährlich: Mögliche Neben- und Langzeitwirkungen seien bei Missbrauch nicht auszuschließen. Zudem, so ergänzte der Vorsitzende des Ausschusses "Suchtmedizin" der Landesärztekammer, Christoph von Ascheraden, bestelle man diese Pillen im Internet. "Nicht in Internetapotheken, denn auch hier wird ein Rezept verlangt. Vielmehr gibt es zahllose Internetshops, die das Mittel anbieten. Allerdings weiß man nie, was sich wirklich in den Pillen befindet", meinte der Mediziner. Und meist achte der Betroffene darauf auch nicht.

Auch der Muntermacher Modafinil, der einst von der amerikanischen Armee für allzeit bereite Kampfflieger entwickelt wurde, ist in Studentenkreisen recht beliebt. Mit dem Mittel wurde letztendlich die Schlummersucht Narkolepsie behandelt ebenso wie die Schläfrigkeit beim "Schichtarbeitersyndrom". Wer dieses Mittel unbeaufsichtigt und in großen Mengen schluckt, setzt sich lebensbedrohlichen unerwünschten Nebenwirkungen aus.

Wer sich selbst mit Medikamenten versorgt, lebt gefährlich


BZP(1-Benzylpiperazin) ist ursprünglich ein Mittel gegen Parasiten. Es wurde als Appetitzügler und Antidepressivum eingesetzt und darf heute wegen der starken Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Bluthochdruck bis zu Erbrechen und Krampfanfällen nicht mehr verschrieben werden. In einschlägigen Kreisen ist die Partydroge bekannt unter den Namen A2, Frenzy oder Nemesis. Auch Antidepressiva wie beispielsweise das in den USA weit verbreitete Prozac werden gerne als Stimmungsaufheller gehandelt.

Die Landesärztekammer setzt nun auf Aufklärung: Medikamente seien nicht grundsätzlich Teufelszeug. Doch wer sich selbst versorge, lebe gefährlich, sagte von Ascheraden. Zudem stelle sich die Frage nach den Auswirkungen auf die Persönlichkeit eines Menschen, der sein Gehirn unaufhörlich dope. Und, so fügte er fragend hinzu, könne am Ende nur noch derjenige in der Schule, im Studium und am Arbeitsplatz erfolgreich sein, der Pillen zur Leistungssteigerung schlucke?

"Wir werden zu Maschinen, die immer leistungsfähiger, schneller und besser sein müssen. Doch dabei gehen Selbstwertgefühl und Zufriedenheit verloren. Soziale Kontakte, eine Familie und Freunde bleiben auf der Strecke", sagte Götz Mundle von den Oberbergkliniken Berlin und beurteilt diese Entwicklung als fatal. Wer körperlich fit sein wolle, gehe joggen, und man putze sich die Zähne, um diese zu erhalten. Doch was tue man für seine seelische Gesundheit? Wo bleibe die Ablenkung, der Spaziergang im Freien, die Entspannung etwa mit einem guten Buch? Diese alltäglichen Ruheräume, so weiß der Psychologe aus seiner klinischen Erfahrung, müsse man als Burn-out-Patient in einer Klinik erst mühsam wieder lernen.