In Versuchen mit Mäusen und bei Untersuchungen von menschlichem Tumorgewebe fanden die Forscher der Harvard-Universität aus Boston zum Beispiel für Sunitinib, dass es zwar Brustkrebstumore um etwa ein Drittel schrumpfen ließ, aber gleichzeitig die Rate der Metastasierung verdreifacht. Das könnte daran liegen, dass Sunitinib bestimmte Zellen in der Blutgefäßwand zerstört, die sogenannten Perizyten. Die Perizyten fördern zwar die Blutversorgung des Tumors, verhindern offenbar aber auch seine Ausbreitung. Wenn man sie zerstört, blockiert man beide Effekte. Zusätzlich starten die mit Sauerstoff schlecht versorgten Krebszellen wohl ein genetisches Notprogramm. Sie werden dadurch insgesamt mobiler.

 

Allerdings wurden diese Effekte bisher nur im Tiermodell direkt nachgewiesen. Wird den Mäusen gemeinsam mit Sunitinib ein Mittel verabreicht, das die Mobilisierung der Krebszellen hemmt, dann nimmt die Metastasierung nicht zu. „Die Übertragbarkeit von Daten aus dem Tiermodell auf den Menschen ist trotz allem immer fraglich“, gibt Frederik Marmé zu bedenken. Weitere Untersuchungen müssen daher Klarheit schaffen.

Die Zulassungsbehörden sind sich nicht einig

Avastin wiederum wirkt auf andere Weise: Es blockiert den Botenstoff VEGF, der das Wachstum von Blutgefäßen anregt. „Tatsächlich zerstört dieser Antikörper im Gegensatz zu Sunitinib keine Perizyten. In unseren Experimenten haben nur Medikamente, die direkt die Perizyten auf den Blutgefäßen angreifen, die Metastasierung erhöht“, so die Aussage des Studienleiters Raghu Kalluri von der Harvard-Universität. Dieses Ergebnis für Avastin überrascht Nadia Harbeck nicht: Sie und ihre Kollegen haben in den vorliegenden Studien keine Hinweise darauf gefunden, dass Avastin das Wachstum der Metastasen beeinflusst.

Dafür hat Avastin ein anderes Problem: die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA sieht ein ungünstiges Verhältnis von Nutzen und Risiko und hat die vorläufige Zulassung für metastasierenden Brustkrebs Ende 2011 zurückgezogen. Einen Beleg dafür, dass Avastin das Leben verlängert oder die Lebensqualität verbessert, sieht die FDA nicht. Aber das Medikament kann heftige Nebenwirkungen wie schweren Bluthochdruck, Blutungen, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz haben.

Nach der anfänglichen Euphorie ist die Beurteilung der Angiogenesehemmer mittlerweile etwas durchwachsen. Bereits 2009 haben zwei Studien einigen Onkologen Sorgenfalten ins Gesicht getrieben. Die Ergebnisse ließen vermuten, dass bei Mäusen die Angiogenesehemmer Sunitinib (Handelsname Sutent) und Sorafenib (Handelsname Nexavar) zwar das Tumorwachstum verlangsamen, dafür aber die Tumore verstärkt in umliegendes Gewebe eindringen und mehr Metastasen bilden. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine jüngst im Fachmagazin „Cancer Cell“ veröffentlichte Untersuchung.

Bei manchen Arzneien bilden sich mehr Metastasen

In Versuchen mit Mäusen und bei Untersuchungen von menschlichem Tumorgewebe fanden die Forscher der Harvard-Universität aus Boston zum Beispiel für Sunitinib, dass es zwar Brustkrebstumore um etwa ein Drittel schrumpfen ließ, aber gleichzeitig die Rate der Metastasierung verdreifacht. Das könnte daran liegen, dass Sunitinib bestimmte Zellen in der Blutgefäßwand zerstört, die sogenannten Perizyten. Die Perizyten fördern zwar die Blutversorgung des Tumors, verhindern offenbar aber auch seine Ausbreitung. Wenn man sie zerstört, blockiert man beide Effekte. Zusätzlich starten die mit Sauerstoff schlecht versorgten Krebszellen wohl ein genetisches Notprogramm. Sie werden dadurch insgesamt mobiler.

Allerdings wurden diese Effekte bisher nur im Tiermodell direkt nachgewiesen. Wird den Mäusen gemeinsam mit Sunitinib ein Mittel verabreicht, das die Mobilisierung der Krebszellen hemmt, dann nimmt die Metastasierung nicht zu. „Die Übertragbarkeit von Daten aus dem Tiermodell auf den Menschen ist trotz allem immer fraglich“, gibt Frederik Marmé zu bedenken. Weitere Untersuchungen müssen daher Klarheit schaffen.

Die Zulassungsbehörden sind sich nicht einig

Avastin wiederum wirkt auf andere Weise: Es blockiert den Botenstoff VEGF, der das Wachstum von Blutgefäßen anregt. „Tatsächlich zerstört dieser Antikörper im Gegensatz zu Sunitinib keine Perizyten. In unseren Experimenten haben nur Medikamente, die direkt die Perizyten auf den Blutgefäßen angreifen, die Metastasierung erhöht“, so die Aussage des Studienleiters Raghu Kalluri von der Harvard-Universität. Dieses Ergebnis für Avastin überrascht Nadia Harbeck nicht: Sie und ihre Kollegen haben in den vorliegenden Studien keine Hinweise darauf gefunden, dass Avastin das Wachstum der Metastasen beeinflusst.

Dafür hat Avastin ein anderes Problem: die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA sieht ein ungünstiges Verhältnis von Nutzen und Risiko und hat die vorläufige Zulassung für metastasierenden Brustkrebs Ende 2011 zurückgezogen. Einen Beleg dafür, dass Avastin das Leben verlängert oder die Lebensqualität verbessert, sieht die FDA nicht. Aber das Medikament kann heftige Nebenwirkungen wie schweren Bluthochdruck, Blutungen, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz haben.

„Die bei Avastin und auch bei den anderen Angiogenesehemmern auftretenden Nebenwirkungen sind normalerweise im Alltag relativ gut zu managen“, versucht Frederik Marmé zu beruhigen. Die Herstellerfirma Roche musste laut der Zeitschrift „Arzneitelegramm“ die Umsatzprognosen für sein umsatzträchtigstes Produkt Avastin nach unten korrigieren. Der europäische Markt bleibt dem Konzern erhalten, denn die europäische Zulassungsbehörde Emea hat das Nutzen-Risiko-Verhältnis anders bewertet. Weshalb die Bewertung durch zwei Arzneibehörden so unterschiedlich ausfällt, lässt viel Raum für Spekulationen. Und wie man zwischen Nutzen und Risiko abwägt, hängt sicher auch davon ab, ob man das Urteil als Krebspatient mit wenigen Monaten verbleibender Lebenszeit fällt oder als gesunder Mensch.