Krampfadern sind nicht nur ein Schönheitsproblem. Wenn der Rückfluss des Bluts aus den Beinen stark gestört ist, dann kann dies auch zu gravierenden gesundheitlichen Problemen führen.

Stuttgart - Die Beine fühlen sich schwer und müde an, Spannungsgefühle treten auf, die Knöchel sind geschwollen, es juckt, und manchmal kommt es zu Wadenkrämpfen – dann sind dies die typischen Beschwerden bei Krampfadern. Offenkundig werden sie, wenn sie deutlich sichtbar aus der Haut hervortreten. Das ist kein schöner Anblick – und auch nicht die typischen braunen Flecken an Füßen und Beinen. Aber ist es auch ein Grund, sich Sorgen um die Gesundheit zu machen?

 

Diese Frage war das zentrale Thema der Veranstaltung „Venenkrank – Krampfadern sind nicht nur Schönheitsfehler“ in der Reihe „Gesundheit beginnt im Kopf“ im Stuttgarter Treffpunkt Rotebühlplatz. Immerhin leiden in Deutschland etwa 32 Millionen Menschen unter leichten Venenbeschwerden, wie die Deutsche Liga zur Bekämpfung von Gefäßkrankheiten auf ihrer Internetseite schreibt. Dabei sind Krampfadern die häufigste Venenerkrankung, von der etwa doppelt so viel Frauen wie Männer betroffen sind.

Defekte Rückflussklappen

Die Ursache sind defekte Rückflussklappen in den Beinvenen. Diese bewirken normalerweise, dass das Blut nicht in Richtung Fuß zurückfließen kann, wenn es durch die sogenannte Muskelpumpe meist entgegen der Schwerkraft in Richtung Herz befördert wird. Dabei werden nur etwa zehn Prozent des rückfließenden Blutes über hautnah verlaufende Venen transportiert, der große Rest entfällt auf tief in den Beinmuskeln gelegene Venen.

Krampfadern – vom Mediziner Varizen genannt – entwickeln sich von oben nach unten, und das langsam. „Die Betroffenen haben also Zeit, sich zu überlegen, was sie dagegen tun sollen“, sagt Karl-Heinz Nedder, Spezialist für Blutgefäße in Stuttgart. Besonders gefährdet seien Menschen, die viel stehen müssen – und die übergewichtig sind. Das trifft in gewissem Maße auch auf Schwangere zu: Bei ihnen drückt das Kind auf die Bauchvene, wodurch sich ein Rückstau bis in die Beine bilden kann.

Nichts tun ist keine gute Empfehlung

Was aber kann man tun, wenn Krampfadern zu unangenehmen und oft durchaus schmerzhaften Problemen führen? Nichts tun ist keine gute Empfehlung, das wurde bei der Veranstaltung immer wieder deutlich. Sonst drohen – oft an den Knöcheln – Entzündungen und offene Wunden, die nur sehr schwer abheilen. Auch wächst die Gefahr, dass bei hautnahen Krampfadern die tiefer gelegenen Venen geschädigt werden.

Zunächst wird man das Problem mit speziellen elastischen Strümpfen angehen, die auf die Beine drücken und so den Rückfluss des Blutes bremsen. Dabei gibt es verschiedene „Kaliber“ – beginnend mit den Stütz- und Reisestrümpfen bis zum heftigen Kompressionsstrumpf der Klasse vier.

Viele Operationen sind ambulant möglich

Wenn es aber trotz eines Strumpfes zu Schwellungen kommt und diese eindeutig auf Krampfadern zurückzuführen sind, dann sollte man über eine Operation nachdenken. Auch Patienten, deren Beschwerden und Unannehmlichkeiten durch den steten Kompressionsdruck immer größer werden, entscheiden sich oft für einen operativen Eingriff. Dabei werden hautnahe Krampfadern von einem Gefäßchirurgen entfernt. Die Operation lässt sich in vielen Fällen ambulant durchführen, wie Wolfgang Ehni betonte, der zweite zu der Veranstaltung eingeladene Gefäßspezialist. Nach der Operation wird dann schrittweise der Kompressionstrumpf „abtrainiert“.

Wirkungsvolle Pillen oder Salben gegen Krampfadern gibt es keine, darin waren sich die beiden Experten einig. Sehr wohl aber kann viel Bewegung – gehen, schwimmen, Rad fahren – der Bildung von Krampfadern entgegenwirken. „Der beste Weg zur Venengesundheit ist der Fußweg“, fasste Suso Lederle, der Moderator der Veranstaltung, den Informationsabend zusammen.