Die Stadt Leinfelden-Echterdingen und der Kreis Esslingen verständigen sich über den Bau einer Notunterkunft. Der Vertrag läuft über zwei Jahre.

Leinfelden-Echterdingen - Die Stadt Leinfelden-Echterdingen verpachtet eine 3500 Quadratmeter große Teilfläche des sogenannten Renaultgeländes an der Leinfelder Straße in Echterdingen an den Landkreis Esslingen. Dieser wird dort wie bereits berichtet ein Containerdorf für 100 Flüchtlinge errichten. „Die Anlage soll schon Ende September/Anfang Oktober in Betrieb genommen werden“, kündigte der Dezernatsleiter für Infrastruktur des Kreises, Thomas Eberhard, am Donnerstagabend bei einer Informationsveranstaltung der Stadt in der Zehntscheuer an.

 

Stadt und Kreis sprechen im Zusammenhang mit der Nutzung des Areals von einer „Notunterkunft“. Die Erste Bürgermeisterin Eva Noller, im Rathaus zuständig für das Bauwesen und interimsweise auch für soziale Angelegenheiten, erklärte den Bürgern, dass die Kommune und der Kreis das Pachtverhältnis auf zwei Jahre befristet hätten. Nach Ablauf dieser Zeit, sagte Noller auf Nachfrage aus dem Publikum, sei es „eine politische Frage“, ob man den Vertrag verlängert. Die Stadt, die eigentlich nicht mehr als 75 Plätze zugestehen wollte, habe „wegen der Dynamik nachgegeben“ und 100 Plätze akzeptiert.

Auf lange Sicht gewerbliche Nutzung vorgesehen

Langfristig wolle die Stadt das Gelände an der Leinfelder Straße „gewerblich nutzen“, sagte Noller. Mehrfach haben sich in den zurückliegenden 15 Jahren allerdings dauerhafte Lösungen, darunter ein Chinese Trade Center, in Luft aufgelöst. Zuletzt hatte die Firma Rewe während der Neubauphase auf dem Gelände ein Verkaufszelt aufgeschlagen.

Das Renaultgelände war bereits im Frühjahr bei einem Suchlauf nach geeigneten Grundstücken für die Unterbringung von Asylbewerbern positiv bewertet worden (wir berichteten). Es wird nicht zum ersten Mal für diese Zwecke genutzt. Bereits in den 80er und 90er Jahren hatte die Stadt diesen Standort für Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung gestellt.

Zelte nicht mehr ausgeschlossen

Das Containerdorf wird laut Darstellung des Landkreis-Dezernenten an der vorderen Ecke des Geländes zur Leinfelder Straße hin errichtet. Die Funktionsgebäude – etwa für Küche, Sanitäranlagen und Gemeinschaftsräume – sollen an der Straßenseite aufgebaut werden. Sie bilden so auch einen Lärmschutzriegel für die dahinter liegenden Wohncontainer dar. 100 Flüchtlinge sollen darin auf jeweils 4,5 Quadratmetern ein Zuhause auf Zeit finden. Container, sagte Eberhard, seien „besser als Zelte“. Für weitere Notunterkünfte im Kreis wollte der Dezernent wegen der dramatisch steigenden Zahl der von der Landeserstaufnahmestelle zugewiesenen Asylbewerber aber auch Zeltstädte nicht mehr ausschließen. 2016 wird mit weiter steigenden Zahlen gerechnet.

In der Stadt L.-E. sind zurzeit 97 Flüchtlinge untergebracht, 75 davon in der Einrichtung an der Steinbeisstraße in Oberaichen, 22 in der Lilienstraße in Unteraichen. Für die Aufnahme von rund 150 Menschen wird zurzeit das ehemalige Hotel Nödingerhof in Stetten umgebaut. „Wir dachten, wir wären für dieses Jahr fertig“, sagte Bürgermeisterin Noller. Und dann hat vor drei Wochen der Kreis wegen der Notunterkunft bei der Stadt angeklopft.

Unterstützung zugesagt

Die Bürgermeisterin sagte Unterstützung beim Aufbau eines Initiativkreises für die Betreuung von Flüchtlingen in Echterdingen zu und berichtete von entsprechenden Initiativen in Oberaichen, Leinfelden und Stetten. Mehrere in der Flüchtlingsarbeit engagierte Menschen berichteten in der Versammlung von ihren positiven Erfahrungen. Der Bedarf an Ehrenamtlichen ist nicht gering. In Oberaichen kümmern sich rund 40 Helfer um 75 Asylbewerber. Entsprechend größer – etwa 60 Personen – müsste der Helferkreis für Echterdingen wohl sein, hieß es in der Versammlung.

Treffen
Die Stadt organisiert ein erstes Treffen für Bürger, die in der Flüchtlingsbetreuung in Echterdingen aktiv werden wollen. Eine Info-Veranstaltung soll am Mittwoch, 19. August, um 19 Uhr in der Zehntscheuer, Maiergasse 8, beginnen.