Weil zahlreiche Autofahrer die Verkehrsregeln missachtet haben, ist es in kurzer Zeit gleich zu drei Unfällen mit der Stadtbahn gekommen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S - West Verkehrssünder werden es künftig im Westen schwerer haben. Die Stadt wird demnächst mit mobilen Geräten Ampeln überwachen lassen. Wer bei Rot durchfährt, wird damit erfasst. Die neuartige Technik sei noch in der Erprobungsphase und außerdem seien noch rechtliche Frage zu klären, berichtet der Leiter der städtischen Straßenverkehrsbehörde, Bernd Eichenauer.

 

Dass die Verkehrsregeln häufig missachtet werden, haben im August im Westen drei Verkehrsunfälle mit Stadtbahnen und Pkw gezeigt. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt. In allen drei Fällen hatten sich die Autofahrer nicht korrekt verhalten. Bei der Haltestelle Vogelsang wollte ein Autofahrer links in die Fritz-Reuter-Straße abbiegen und übersah dabei die U 2. Gleich zwei Unfälle ereigneten sich an der Kreuzung Schloss-/Silberburgstraße. So hatte eine junge Fahrerin die Verkehrsregelung missachtet und war über die Schienen gefahren, um links in die Silberburgstraße abzubiegen. Dabei kollidierte sie mit der U 9. Nur vier Tage später stieß ein Autofahrer ebenfalls mit der U 9 zusammen, als er von der Silberburg- auf die Schlossstraße einbiegen wollte. Offenbar hatte er die rote Ampel überfahren. Im Juli ereignete sich der bereits dritte Unfall an der Kreuzung Bebel-/Claudiusstraße. Dabei wurden zwei Menschen verletzt. Im vergangenen Sommer gab es an der Stelle sogar eine Schwerverletzte. Auch hier versuchen ungeduldige Fahrer trotz Verbots die Schienen in der Mitte der Fahrbahn überqueren, um schneller stadteinwärts zu kommen. Dennoch wird diese Stelle noch nicht als Unfallschwerpunkt beurteilt, sagt Eichenauer.

Polizei will die Einhaltung von Verkehrsregeln überwachen

Er sieht das Grundübel darin, dass die blauen Schilder mit einem freundlichen Hinweis in Form von weißen Pfeilen auf den „mündigen Bürger“ setzen. Im Ausland gebe es das weiße Schild mit dem roten Rand, auf dem das Abbiegen nach rechts oder links eindeutig durchgestrichen ist. Aber auch hierzulande ist der Verstoß gegen die Pfeilrichtung gleichbedeutend mit dem Überfahren einer roten Ampel.

Die Polizei wird an den fraglichen Stellen im Westen künftig verstärkt darüber wachen, dass die Verkehrsregeln eingehalten werden, kündigt deren Sprecher Jens Lauer an. Bei der kommenden turnusmäßigen Besprechung mit der Stadt werde dieses Thema auf der Tagesordnung stehen. Eine bauliche Veränderung an der Kreuzung Bebel-/Claudiusstraße hält Eichenauer für kontraproduktiv: „Die Anwohner aus der Claudiusstraße wollen da ja auch rausfahren“, wendet er ein.

Man kann an die Autofahrer nur appellieren

23 000 Verkehrsunfälle zählt die Polizei jährlich in Stuttgart. Da der Westen eines der am dichtesten besiedelten Wohngebiete in Deutschland ist, sei es unausweichlich, dass hier häufiger Verkehrsunfälle passieren. „Alle wollen ja mobil sein“, sagt Eichenauer. „Aber einen Fehler im Straßenverkehr zu machen, ist eben anders als einen in der Küche zu machen.“ Auf die unabsehbaren Folgen von Leichtsinn weist Reimund Elbe vom ADAC in Stuttgart hin: „Angenommen, jemand macht gegen die Regeln einen U-Turn über die Schienen und auf der anderen Straßenseite haben die Fußgänger gerade Grün und Kinder überqueren die Straße, dann ist das ein Horrorszenario.“ Man könne nur an die Autofahrer appellieren, dass sie an verlockenden Stellen dennoch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, anstatt illegal auf die andere Fahrbahnseite zu fahren, um Zeit zu sparen, so Elbe.