Die Daimler-Tochter Car2go rechnet in Böblingen und Sindelfingen mit weiteren zahlreichen Nutzern ihres Carsharing-Angebots. Im Laufe dieses Monats möchte Car2go 50 weitere Elektro-Smarts zur Verfügung stellen.

Böblingen/Sindelfingen - Die Daimler-Tochter Car2go rechnet in Böblingen und Sindelfingen mit weiteren zahlreichen Nutzern ihres Carsharing-Angebots. „Wir haben uns bei der Erweiterung für dieses Gebiet entschieden, weil viele unserer Kunden hier arbeiten und auch wohnen“, sagt Andreas Leo, der Pressesprecher von Daimler Mobility Services. Denn allein beim Automobilbauer in Sindelfingen sind 36 000 Mitarbeiter beschäftigt. Und dazu komme die potenzielle Klientel der großen Firmen in Böblingen wie Hewlett & Packard oder Philips. Deshalb sind in Sindelfingen elf und in Böblingen zwölf Elektroladestationen installiert worden, die bereits allesamt funktionstüchtig sind. Im Laufe dieses Monats möchte Car2go 50 weitere Elektro-Smarts zur Verfügung stellen. Die Flitzerflotte der Firma in der Region Stuttgart umfasst dann 500 Fahrzeuge.

 

Städte zahlen 4500 Euro pro Ladesäule

In der Landeshauptstadt werde das Carsharing-Geschäft bereits so erfolgreichbetrieben, dass man nun an den flächenmäßigen Ausbau gehen könne, erklärt Leo. Wie viele Kunden sich Car2go in den Nachbarstädten Böblingen und Sindelfingen erhofft und mit welchen Einnahmen die Firma rechnet, darüber gibt Leo keine Auskunft. Dem Unternehmen entstehen lediglich die Kosten für die 50 zusätzlichen Fahrzeuge, die Installation der Ladesäulen übernimmt der Energieversorger EnBW. Sie sind Teil des Projektes „Aufbau Ladeinfrastruktur Stuttgart und Region“ mit einem Budget von rund fünf Millionen Euro. Das Land übernehme die Hälfte der Ausgaben und erhalte dafür Geld aus dem Bundestopf für Elektromobilität, teilt der Energieversorger mit. Keine Auskunft gibt EnBW darüber, wie viel eine Ladestation kostet.

Die beiden Städte beteiligten sich an dem Angebot mit unterschiedlich hohen Beiträgen. Pro Ladestation steuerten sie 4500 Euro bei. Außerdem mussten sich die Städte um die Beschilderung kümmern und die Standorte baulich vorbereiten. Die Verwaltungen haben dafür unterschiedliche Gesamtsummen angesetzt: Böblingen kalkulierte mit 100 000 Euro, Sindelfingen ging von Gesamtausgaben in Höhe von 55 000 Euro aus. Offenbar war der Aufwand in Böblingen höher, die Voraussetzungen für die Ladesäulen zu schaffen.

Laut Wolfgang Pfeiffer, dem Pressesprecher der Stadt Böblingen, liege der Teilnahme am Car2go-Projekt freilich eine politische Entscheidung zu Grunde, die Elektromobilität zu fördern. Beide Städte sind bereits selbst tätig geworden und haben mit Fördermitteln Elektroladestationen aufbauen lassen: Insgesamt 18 Säulen an 13 Standorten wie zum Beispiel auf dem Flugfeld. Fünf Zapfsäulen werden von der Stadt Böblingen, 13 von Sindelfingen betrieben.

Gebührenfreies Parken

Während die Sindelfinger Kommunalpolitiker rasch ihr Plazet für den städtischen Beitrag gegeben hatten, wäre das Vorhaben von Car2go in Böblingen fast gescheitert. Der Zuschuss hatte zu Diskussionen geführt. Zum einen wegen der Höhe, zum anderen wegen des Einnahmeausfalls durch die wegfallenden Parkplätze. Die benutzten Elektrofahrzeuge können nämlich kostenlos abgestellt werden. Das gebührenfreie Parken ist für die Dauer von zwei Jahren vereinbart worden.

Die Freien Wähler in Böblingen wollten keine 100 000 Euro ausgeben, die Hälfte sei auch genug, meinten sie. „Die Stadt Stuttgart hat einst eine halbe Million Euro dafür bezahlt, dass dort 200 Ladestationen installiert werden“, hatte Rosemarie Späth von der Freien-Wähler-Fraktion kritisiert. Doch sei die Landeshauptstadt zwölf Mal so groß wie Böblingen.Es sei also nicht einzusehen, weshalb man so tief in die Stadtkasse greifen solle. Schließlich würden Privatfirmen unterstützt, die eines Tages hohe Gewinne machten. Außerdem werde die Errichtung von Elektrotankstellen aus öffentlichen Fördertöpfen bezuschusst.

Die Stuttgarter haben ausgerechnet, welche Summen ihnen durch die entfallenden Parkgebühren entgehen. Da kämen jährlich 380 000 Euro zusammen, so Späth. Das Böblinger Ordnungsamt dagegen geht davon aus, dass der Stadt im Jahr lediglich rund tausend Euro Parkgebühren entgehen. Reinhard Schopf vom Amt für Verkehrs- und Stadttechnik meinte, die Autos seien in der gesamten Region unterwegs. Dadurch würde es keine hohen Einnahmeverluste geben.