In Uhingen wird eine neues Stadtentwicklungskonzept vorbereitet. Von einer breit angelegten Fragebogenaktion versprechen sich die Verwaltung und der Gemeinderat wichtige Hinweise aus der Bevölkerung.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Uhingen - Wenn in den Entscheidungsgremien von Städten und Gemeinden über die kommunale Weiterentwicklung gesprochen wird, geht es oft zu wie bei Wunschkonzerten. Der entscheidende Unterschied ist, dass genau diejenigen, die ihre Wünsche vortragen, am Ende auch bestimmen, was „gespielt“ wird, weil sie die entsprechenden Pläne ohnehin schon in der Schublade liegen haben.

 

Die Stadt Uhingen geht einen anderen Weg – und so mögen all jene enttäuscht gewesen sein, die sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung vom Tagesordnungspunkt „Mein Uhingen – Stadtentwicklungskonzept 2030“ ein ausgereiftes Papier mit unzähligen Ideen versprochen hatten. Das genaue Gegenteil war der Fall: kein einziger Vorschlag, weder von der Rathausspitze noch von den Fraktionsvertretern. Und das ganz bewusst, denn erst einmal soll die Bevölkerung das Wort haben.

Bürgerdialog nach dem Beispiel „Oberdorf“

Anfang Mai wird eine breit angelegte Fragenbogenaktion gestartet, an der sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger beteiligen sollen. Das Papier wurde gemeinsam mit der Stuttgarter Stadtentwicklungsgesellschaft Steg ausgearbeitet und bietet jedem Interessierten die Möglichkeit, seine Meinung zu äußern und Anliegen zu den unterschiedlichsten Themenfeldern vorzutragen. Diese reichen von A wie Arbeitsplatzangebot über D wie Dienstleistungen und K wie Kinderfreundlichkeit bis Z wie Zusammenleben.

Rund eine Viertelstunde ist zum Ausfüllen der Umfrage erforderlich. Diese beziehe sich, wie Bürgermeister Matthias Wittlinger betonte, nicht nur auf die Kernstadt, sondern auch auf sämtliche Ortsteile. „Als Vorbild dient uns der Bürgerdialog, den wir bereits beim Projekt ,Soziale Stadt‘ im Oberdorf praktiziert haben“, ergänzte der Schultes. Für diesen wird Uhingen im Übrigen am 12. Mai vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium als „positives Beispiel“ ausgezeichnet.

Scheerpunkte für die nächsten 15 Jahre

Wenn die Antworten zum Konzept 2030 dann Anfang Juni vorliegen – parallel dazu laufen einige Untersuchungen, etwa zu den Themen Verkehr, Flächennutzung und Flächengestaltung – werden mehrere Schwerpunkte gebildet, aus denen sich dann die Anforderungen für die nächsten 15 Jahren ableiten sollen. Fertig sein will man mit dem Planwerk, nach weiteren Runden mit den Bürgern und mit dem Gemeinderat, im März 2016.

Der Uhinger Hauptamtsleiter Reinhard Goldmann nannte den Zeitplan „ehrgeizig, aber realistisch“. Mit der Objekt- und Planungsgruppe Agos stehe zudem ein erfahrener und bewährter Partner zur Verfügung, ergänzte er. Die Gemeinderäte sahen das genauso und beschlossen, diesen Auftrag für knapp 38 000 Euro an das Stuttgarter Büro zu vergeben.

Fragenbogenaktion läuft bis zum 5. Juni

Auch sonst zeigten sich die Fraktionen mit dem geplanten Vorgehen einverstanden und verliehen durch die Bank ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich die Bürger ebenso zahlreich wie konstruktiv an der Befragung beteiligen mögen. Dafür wollen die Verantwortlichen mit einem Bündel an Maßnahmen sorgen. So kann der ausgefüllte Fragebogen bis zum 5. Juni nicht nur im Uhinger Rathaus, sondern auch in den Verwaltungsstellen Sparwiesen, Holzhausen und in Baiereck abgegeben werden, zudem in den Kindergärten, in der Stadtbücherei, im Hallenbad und im Freibad.

Darüber hinaus ist die Umfrage auf der Homepage der Stadt (www.uhingen.de) vom 9. Mai an unter der Rubrik Stadtentwicklungskonzept zu finden. Bürgermeister Wittlinger appellierte an die Gemeinderäte, ihrerseits als „Multiplikatoren“ zu fungieren und für eine gute Beteiligung zu sorgen. Ende Juli wird das Kommunalparlament die Ergebnisse in einer Klausurtagung besprechen. Am 28. Juli werden diese dann der Öffentlichkeit präsentiert.

Leitfaden von 1984 weitgehend abgearbeitet

Nachdem der Fern- und Durchgangsverkehr – mit Einweihung der neuen B 10 – aus Uhingen verschwunden war, wurde 1984 eine „Rahmenplanung Ortsmitte“ auf den Weg gebracht. Dieser Leitfaden, der ausschließlich städtebaulich und verkehrstechnisch angelegt war, ist inzwischen zum größten Teil abgearbeitet worden.

Um den bestehenden Straßenring aufzubrechen, wurden mehrere Maßnahmen umgesetzt. Neben einer Verkehrsberuhigung in der Stuttgarter Straße wurde auch die Ulmer Straße zurückgebaut und der Ring von Schorndorfer Straße und Esslinger Straße aufgelöst.

Das Entwicklungskonzept von 1984 sah zudem vor, im Schmiedefeld ein kleines Gewerbegebiet auszuweisen, im Bereich beim Bahnhof Flächen für Wohnen und Dienstleistungen auszuweisen sowie ein Zentrum mit einer Veranstaltungshalle zu schaffen. All diese Vorhaben sind inzwischen realisiert worden.

Aktuell wird, auch das war vor 30 Jahren schon so angedacht worden, das Areal Mittlere Mühle erschlossen. Dort soll ebenso Wohnraum entstehen, wie dies, zusätzlich zur Planung von 1984, im Weilenberger Hof bereits passiert ist. Darüber hinaus läuft seit einigen Jahren eine umfangreiche Sanierung im Oberdorf.