Wer sich für eine Hormonersatztherapie entscheidet, kann zwischen Tabletten, Pflaster und Gels wählen.

Stuttgart - Nur wenige Frauen kommen ganz ohne Symptome durch die Wechseljahre. Das Umstellen der Hormone im weiblichen Körper hat Folgen: Hitzewallungen gelten als Klassiker der körperlichen Beschwerden während der Wechseljahre – eine heiße Welle samt Schweißausbruch breitet sich über den gesamten Körper aus. Nicht selten wird diese Hitzewallung von Herzklopfen oder Herzrasen begleitet. Zudem leiden Frauen häufig unter Schlafstörungen, was auch die Erschöpfung tagsüber erklärt. Das seelische Gleichgewicht gerät ebenfalls durcheinander: Antriebslosigkeit, Reizbarkeit, Angstgefühle und Depressionen sind die Folgen der hormonellen Umstellung.

 

Im Alter zwischen 40 und 50 Jahren lässt die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone langsam nach und hört schließlich fast ganz auf. Frauen, die sehr unter den Symptomen der Wechseljahre leiden, können sich für eine sogenannte Hormonersatztherapie (HET) entscheiden. Bei dieser Behandlung gibt man dem Körper die Hormone zurück, die er selbst nicht mehr produziert. Bis vor etwa zehn Jahren galt die Hormonbehandlung als beste Lösung zur Linderung der Wechseljahresbeschwerden. Inzwischen wird über die HET immer wieder diskutiert. So gibt es Hinweise darauf, dass das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erhöht wird. Neben Krebserkrankungen zeigten sich auch andere Komplikationen: Herzinfarkte, Schlaganfälle, Thrombosen oder Probleme mit der Gallenblase traten bei Frauen mit der damals üblichen Hormonersatztherapie bereits nach einem Jahr so viel häufiger auf, dass entsprechende Studien vorzeitig abgebrochen wurden.

Beratung mit dem Arzt ist wichtig

Ob Hormone die passende Therapie darstellen, sollte jede Frau mit ihrem Arzt besprechen. Die Präparate gibt es in verschiedenen Formen. Meist werden Hormone als Tablette, Gel oder Pflaster angeboten. Werden die Hormone über die Haut aufgenommen, hat das den Vorteil, dass sie die inneren Organe wie den Magen oder die Leber nicht belasten. Diese Verabreichung wird daher als „transdermal“ bezeichnet. Aus Tabletten gelangen die Hormone zunächst in das Verdauungssystem, wo sie das Gleichgewicht der gerinnungsfördernden und gerinnungshemmenden Faktoren stören können. Dies könnte das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Thrombosen erhöhen. Hormone aus Pflastern gelangen dagegen direkt ins Blut, ohne das Gleichgewicht zu stören.

Doch wirkt sich dieser theoretisch abgeleitete Vorteil günstig auf die Herzkreislauf-Risiken und das Brustkrebsrisiko durch äußerlich angewandte Präparate aus? Diese Frage stellte man sich bei der Fachzeitschrift „Gute Pillen – schlechte Pillen“. „Leider fehlen gute Studien zu dieser Frage“, sagt Wolfgang Becker-Brüser, einer der Gründer der unabhängigen Zeitschrift. Denn bisher gebe es nur epidemiologische Untersuchungen. Dabei werde rückblickend auf Erkrankungen und Todesfälle bei Frauen geschaut, die transdermale Hormonpräparate verwendet haben.

Steigt die Gefahr für Schlaganfall?

„Gefäßverschlüsse durch Gerinnsel entstehen möglicherweise nicht häufiger als bei Frauen, die keine Hormone verwenden“, fasst der Mediziner zusammen. Allerdings spreche einiges dafür, dass aufgrund methodischer Mängel der Studien die Gefährdung durch äußerlich verwendete Hormonpräparate unterschätzt werde. Ob die Gefahr eines Schlaganfalls steige, lasse sich nicht abschätzen, und widersprüchlich seien die Ergebnisse beim Herzinfarkt. Das Brustkrebsrisiko, so die Einschätzung des Arztes, werde durch diese Produkte erhöht. „Auf die Haut aufgebrachte Hormone bergen möglicherweise etwas geringere Risiken als Tabletten“, meint Becker-Brüser. Allerdings sei eine derart schlechte Datenlage nicht zu akzeptieren angesichts einer Thematik, die jede Frau betrifft.