Ein blasser junger Mann legt den Finger in die Wunde der digitalen Gesellschaft. Michael Maurer, stellvertretender StZ-Chefredakteur, ist ihm dankbar.

 

Datensicherheit? Vergesst es! Der Programmierer Edward Snowden hat uns die Augen geöffnet. Foto: Wikileaks
Und wieder ist die Welt in diesem Jahr um eine Illusion ärmer geworden – Edward Snowden, dem ehemaligen Geheimdienst-Mitarbeiter, sei Dank. Bis Anfang Juni konnte jeder, der einigermaßen achtsam mit seinen persönlichen Daten umging und ein gewisses Grundvertrauen in Recht und Gesetz hatte, davon ausgehen, dass auch sein digitales Leben von einem ordentlichen Kordon umgeben ist. Dem ist definitiv nicht so. „Mein Name ist Edward Snowden. Ich bin 29 Jahre alt“, so begann das Video-Interview, in dem sich ein bleicher junger Mann damals als Quelle des Skandals um die Praktiken vor allem US-amerikanischer Geheimdienste zu erkennen gab.

Seine Enthüllungen zeigten, dass sich Abhörexperten aller Art aus dem riesigen Haufen weltweit verfügbarer Daten nach Lust und Laune bedienen, wie der Bär aus dem Honigtopf. Weder Freund noch Feind, weder EU-Vertretung noch Bundeskanzler-Handy wird ausgespart. „Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich tue und sage, aufgezeichnet wird“, sagte Edward Snowden zwar, um seine Motive beim Verrat der Spähmethoden erklären, doch genau diese Befürchtung wurde durch seine Aussagen zur Gewissheit. Es ist Snowdens Verdienst, dass er uns die Augen geöffnet hat. Die Frage, wie wir uns wirksam schützen können, bleibt aber einstweilen offen.