Denke an ein Wort und ich sage dir das Wort, an welches du gedacht hast. Ist das Zauberei oder ein technischer Trick? Weder noch, sagt Christian Fontagnier und gibt einen kleinen Einblick in scheinbar übersinnliche Dinge – aber vor allem in die menschliche Psyche.

Digital Desk: Sandra Hartmann (shm)

Er sagt seinem Gegenüber, an was dieser gerade gedacht hat und die Zuschauer sind verblüfft. Christian Fontagnier steht seit rund 20 Jahren, wenn er nicht gerade Mathematik an einer Grundschule in Baden-Württemberg unterricht, als so genannter Mentalmagier auf diversen Showbühnen – wie etwa beim Supertalent damals noch mit Dieter Bohlen – und wird auch regelmäßig für Events von namhaften Unternehmen aus Baden-Württemberg gebucht.

 

Wir haben den 51-Jährigen zum Pressegespräch ins Stuttgarter Pressehaus gebeten. Bevor er eine kleine Kostprobe seines Könnens gibt, möchten wir von ihm wissen, wie man eigentlich Mentalmagier wird.

„Man kann Menschen zu bestimmten Handlungen animieren“

als Kind begeisterte ihn zunächst der klassische Zauberkasten. Aber Mentalmagie sei mehr – quasi eine Mischung aus Zauberei und Psychologie, erklärt Fontagnier. „In der Schule habe ich das erste Mal gespürt, wie Lehrer drauf sind und habe dementsprechend mein Verhalten angepasst.“ Sprich: Als Schüler spürte Michael mit seinen feinen Antennen schnell, wie er sich wem gegenüber wie verhalten musste, um erfolgreich zu sein. Er verrät: „Man kann Menschen mit gewissen Aussagen unterbewusst zu bestimmten Handlungen animieren.“

Es sei keine übersinnliche Gabe, die er habe. „Ich bin kein Wahrsager“, betont er. Es sei vor allem Übung, Technik und ein gewisses Talent. „Mentalmagie ist eine Kunst, die Menschen zum Staunen zu bringen.“ Und das schafft der Lehrer recht schnell.

Wie reagiert der Gegenüber?

So lässt er die Autorin etwa das Geburtsdatum ihrer Mutter aufschreiben und erahnt, dass „die Mutter ein Frühlingskind“ ist. Das stimmt. Nun soll die Autorin irgendein Wort aufschreiben. Sie wählt den Begriff „Hase.“ Fontagnier errät auch diesen Begriff. Immer wieder stellt er während der Aufgaben kleine Fragen an die Autorin oder versucht sich selbst die Antwort herzuleiten und schaut dabei stets prüfend auf die Reaktionen der Autorin – auf ihre Mimik und Gestik. Die Autorin versucht unterdessen, möglichst wenig bis keine Reaktion zu zeigen, was ihr aber nicht immer gelingt. Denn auch eine Nicht-Reaktion ist letztendlich eine Reaktion und verrät so einiges.

Bei der dritten Demonstration soll die Autorin aufstehen, Fontagnier gibt ihr eine kleine Kugel in die Hand. Diese soll sie hinter ihrem Rücken in einer Hand verstecken. Dann soll sie beide Arme vertikal von sich strecken, die Hände dabei zu Fäusten geballt. Fontagnier errät sage und schreibe fünfmal hintereinander, in welcher der beiden Hände die Autorin die Kugel jeweils versteckt hält.

Seine Aussagen beeinflussen das Verhalten

Nach jedem Ratezyklus erklärt er dabei, wie er auf die richtige Lösung gekommen ist. Einmal sei die besagte Hand zu weit unten gewesen, einmal habe sie bei seiner Berührung zu sehr ausgependelt, ein andermal gebe der betreffende Arm zu wenig oder zu sehr nach, als er ihn leicht herunterdrückt hat. Seine Aussagen beeinflussen wiederum das Verhalten der Autorin. Am Ende hielt die Autorin die Kugel viermal hintereinander in der rechten Faust versteckt, beim fünften Mal entschied sie sich für die linke Hand. Nach den fünf Ratezyklen wendete Fontagnier einen kleinen Block, den er vor dem Experiment beschriftet und verkehrt herum auf den Tisch gelegt hat. Darauf steht: 4:1.

Abschließend bittet er die Autorin, an eine Zahl zu denken. Diese wählt ihre Lieblingszahl, die acht. Unterdessen schreibt Fontagnier eine Zahl auf einen Block. Es ist die acht. Doch wie funktioniert diese scheinbare Gedankenübertragung?

„Wenn ich auf der Bühne stehe, weiß ich, wie ich mit meinem Gegenüber agieren muss. Die ersten Momente sind entscheidend, ob jemand „blockt“ oder nicht. Wenn sich jemand nicht auf ihn einlasse, sich nicht öffne, dann mache er einfach einen Kartentrick. „Ich habe immer einen Plan B“, sagt er. Das Blockieren müsse auch keine böse Absicht sein, sondern könne auch einfach nur an einer gewissen Aufregung auf der Bühne liegen. Sobald sich Menschen ihm gegenüber öffnen, Reaktionen zeigen, Mimiken, Gesten, ihm Antworten geben, sei es einfacher, als Mentalist zu arbeiten.

„Kinder sind bezüglich Mentalmagie noch begeisterungsfähiger als Erwachsene. Sie zeigen viel schneller Reaktionen und Körpersprache“, erzählt der dreifache Vater. Seine Kinder versuchen sich ebenfalls bereits an diversen Zaubertricks und führen diese bei Familienfesten vor.