Die neue A-Klasse wird vom nächsten Jahr an auch beim finnischen Auftragsfertiger Valmet Automotive produziert, der bereits für Porsche gearbeitet hat.

Stuttgart - Der Autobauer Daimler will die neue A-Klasse von Mercedes-Benz auch beim finnischen Auftragsfertiger Valmet Automotive produzieren lassen. Damit sollen die Lieferfristen so kurz wie möglich gehalten werden, begründete Mercedes-Produktionschef Wolfgang Bernhard die Fremdvergabe. „Unsere neuen Kompakten kommen bei den Kunden so gut an, dass unsere beiden Werke Rastatt und Kecskemet komplett ausgelastet sind“, sagte Bernhard. Valmet soll vom nächsten Jahr an bis 2016 insgesamt mehr als 100 000 Wagen für Daimler im Werk Uusikaupunki an der finnischen Westküste produzieren. Wie es danach weitergeht, muss dann neu vereinbart werden.

 

Bereits beim offiziellen Produktionsstart der A-Klasse in Rastatt hatte Bernhard in der vergangenen Woche berichtet, dass die Kundenresonanz überwältigend sei, die Nachfrage das Angebot übersteige und täglich Händler anriefen und sich darüber beklagten, dass die Zuteilungsquote nicht hoch genug sei. Die neue A-Klasse kann seit Juni bestellt werden, im September wird sie in den Verkaufsräumen der Händler stehen. Bisher sind mehr als 40 000 Bestellungen für dieses Modell eingegangen, das deutlich sportlicher aussieht als die bisherige A-Klasse.

Belegschaft in Rastatt wurde aufgestockt

Seit Herbst läuft in Rastatt schon die neue B-Klasse vom Band, die im März auch in dem neuen Werk im ungarischen Kecskemet gestartet ist. Um die hohe Nachfrage zu befriedigen, soll die Belegschaft in Rastatt bis zum Jahresende auf 6600 Mitarbeiter aufgestockt werden. Zudem wird eine dritte Schicht eingeführt und die Leiharbeiterquote auf 15 Prozent fast verdoppelt. Mit dem Ausbau der Angebotspalette in der Kompaktklasse von bisher zwei auf fünf Modelle will der Stuttgarter Autobauer den Absatz in diesem Segment deutlich ausweiten und insbesondere Audi und BMW, aber auch VW oder Hyundai Kunden abjagen. In Rastatt soll Ende nächsten Jahres als drittes Modell auch ein kompakter Geländewagen produziert werden. Für das Werk Kecskemet ist im nächsten Jahr ein viertüriges Coupé geplant. Mehrere Varianten der Kompaktfamilie sollen auch in China produziert werden.

Valmet befreit der Auftrag von Daimler aus einer unbefriedigenden Lage. Die Finnen kämpfen in Uusikaupunki mit massiven Auslastungsproblemen, seit die Auftragsproduktion der beiden Porsche-Modelle Boxster und Cayman ausgelaufen ist. Von 1997 bis 2011 sind nach Angaben von Valmet insgesamt rund 228 000 Porsche in Finnland produziert worden. Das Werk in Uusikaupunki hat bei einer Schicht eine Kapazität von 30 000 Autos im Jahr. Mit drei Schichten könnten nach Angaben des Unternehmens sogar mehr als 100 000 Wagen produziert werden. Derzeit werden jedoch nur exotische Fahrzeuge in kleinen Stückzahlen wie das Hybridauto Fisker Karma oder Golfwagen mit Elektroantrieb hergestellt. Die Produktion des norwegischen Elektroautos Think City wurde nach einem Eigentümerwechsel zunächst einmal ausgesetzt. Zudem hat Valmet im März eine Vereinbarung zur Produktion des russischen Sportwagens Marussia B2 unterzeichnet. Die schwache Auslastung hat dazu geführt, dass nach Angaben von Valmet in diesem Jahr durchschnittlich etwa 300 bis 400 Mitarbeiter vorübergehend freigestellt werden mussten. Diese sollen nun im nächsten Jahr wieder Arbeit haben; zudem sollen von 2014 an einige Hundert neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Insgesamt hat das finnische Unternehmen rund 1700 Beschäftigte.

Valmet-Chef Ilpo Korhonen wies darauf hin, dass Daimler heute bereits einer der Schlüsselkunden sei. Die Finnen produzieren das Verdeck für die Cabriovariante der E-Klasse. Diesen Bereich hat Valmet vor knapp zwei Jahren kräftig ausgebaut, indem das Unternehmen die Dachsparte des insolventen Osnabrücker Autobauers Karmann übernommen hat. Dazu gehört auch ein Standort im polnischen Zary. Insgesamt können nach Angaben des Unternehmens bis zu 150 000 Cabriodächer im Jahr produziert werden.