Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Sind das noch Assoziationsübertragungen aus dem Mittelalter? Aus einer Zeit, da unseriöse Scherenschleifer die Ware an den Haustüren abholten und nie mehr wiederkamen? Als sie verantwortlich gemacht wurden für schwangere Frauen und verschwundene Kinder? Das Märchen „Hans im Glück“ jedenfalls wird bis heute eifrig gelesen, und wer die Geschichte im Kopf hat, erinnert sich daran, dass der Scherenschleifer der ärmste und letzte Tauschpartner der Hauptfigur ist und überdies einer, der auch noch dessen Dummheit ausnutzt. Nicht zu vergessen ist auch der immer noch lebendige Witz unter Radfahrern, jemand sitze „wie ein Affe auf dem Schleifstein“. Das kommt aus der lang verblichenen Zeit, da die Scherenschleifer, um mehr Aufmerksamkeit auf Märkten und Plätzen auf sich zu ziehen, Affen oder andere Tiere mit sich führten.

 

Der 47-Jährige erzählt, dass er immer wieder „das Eis brechen“ muss, dabei helfen eine positive Ausstrahlung und Lust auf Plaudereien mit der Kundschaft. Christian Wietschorke verfügt über beides. Zu seinem Bemühen um Seriosität gehört, dass er offen und ehrlich sagt, was er nicht schleift. Das gilt für den chauvinistischen Witzbold, der ihn einmal fragte, ob er „meine Alte schärfen“ könnte. Das gilt aber für allem für die billig legierten Billigmesser und Sparschäler, mit denen die Massenindustrie den Handel flutet; Gerät also, das nach dem Stumpfwerden vielleicht noch einmal durch einen Schleifapparat aus Plastik gezogen wird, um dadurch zu einem gezackten Gebilde zu werden, das anschließend wirklich nur noch für den Mülleimer taugt. „Die Wegwerfartikel mache ich nicht scharf“, sagt der Experte. Ganz einfach, weil es nicht lange hilft. „Der Kunde sagt ja nicht, das Messer war Schrott, sondern er sagt, der Schleifer war schlecht.“ Dann wirkt die Mund-zu-Mund-Propaganda anders herum. Wietschorke glaubt fest an die Formel 1:7: „Du schleifst ein Messer falsch, und der Kunde zieht sieben weitere ab.“

Die Maschinen sind Eigenkonstruktionen

In Ausnahmefällen geht der Messerschleifer aber doch ans Billige ran. So wie in Augsburg, als ihm eine Kundin eine Schere aus Blech in die Hand gab. Er wollte sie zurückweisen, da sah er eine Einprägung: „Kinderfest 1933“. „Da ist mir klar geworden, es geht nicht um das Material, sondern um den ideellen Wert.“ Und dann schliff er die Schneiden scharf, so gut es eben ging.

Die Maschinen, die der Ulmer benutzt, sind seine Eigenkonstruktionen. Der Messerschleifer ist ja kein Ausbildungsberuf, einige aus der kleinen Gilde der Klingenschärfer haben einmal den Beruf des Zerspanungsmechanikers gelernt. Christian Wietschorke ist ausgebildeter Schreiner. Zu seiner früheren Arbeit gehörte es, die Hobel, Stemmeisen und Sägeblätter für die Holzarbeit zu schleifen, und schon damals lernte er immer mehr über die vielen verschiedenen Metalle und wie sie sich beim Schleifen verhalten. Rund 120 Klingenstähle gebe es aktuell, sagt Wietschorke. Er kennt die meisten.

Der Sprung in die Selbstständigkeit 1997 war ein Wagnis, aber Familienvater Wietschorke hat ihn nie bereut, sagt er. Selber entwickelte Schleifmaschinen, eine im Weg der Autodidaktik immer weiter verfeinerte Arbeitstechnik – das kann so schnell keiner nachmachen. „Es müsste schon eine Schwemme von Schleifern geben“, damit er Angst vor der Zukunft bekäme, sagt er. Stattdessen scheint es, dass Typen wie er immer gefragter werden. Das gilt auch für Hotel- und Gastronomiechefs, die Christian Wietschorke ihr halbes Küchenwerkzeug anvertrauen. „Die schlechtesten Messer kommen aus der Gastronomie“, weiß er. Manchmal sei er überzeugt, „die quetschen das Fleisch ab“. Natürlich sagt er das nicht. Stattdessen verrät er nach seiner Arbeit Tipps, wie Messer mittels Wetzstählen lange scharf gehalten werden können. Und eines Tages, wenn es auch Jahre dauert, kommen sie wieder zu ihm.

Das Eis mit den Kunden muss gebrochen werden

Sind das noch Assoziationsübertragungen aus dem Mittelalter? Aus einer Zeit, da unseriöse Scherenschleifer die Ware an den Haustüren abholten und nie mehr wiederkamen? Als sie verantwortlich gemacht wurden für schwangere Frauen und verschwundene Kinder? Das Märchen „Hans im Glück“ jedenfalls wird bis heute eifrig gelesen, und wer die Geschichte im Kopf hat, erinnert sich daran, dass der Scherenschleifer der ärmste und letzte Tauschpartner der Hauptfigur ist und überdies einer, der auch noch dessen Dummheit ausnutzt. Nicht zu vergessen ist auch der immer noch lebendige Witz unter Radfahrern, jemand sitze „wie ein Affe auf dem Schleifstein“. Das kommt aus der lang verblichenen Zeit, da die Scherenschleifer, um mehr Aufmerksamkeit auf Märkten und Plätzen auf sich zu ziehen, Affen oder andere Tiere mit sich führten.

Der 47-Jährige erzählt, dass er immer wieder „das Eis brechen“ muss, dabei helfen eine positive Ausstrahlung und Lust auf Plaudereien mit der Kundschaft. Christian Wietschorke verfügt über beides. Zu seinem Bemühen um Seriosität gehört, dass er offen und ehrlich sagt, was er nicht schleift. Das gilt für den chauvinistischen Witzbold, der ihn einmal fragte, ob er „meine Alte schärfen“ könnte. Das gilt aber für allem für die billig legierten Billigmesser und Sparschäler, mit denen die Massenindustrie den Handel flutet; Gerät also, das nach dem Stumpfwerden vielleicht noch einmal durch einen Schleifapparat aus Plastik gezogen wird, um dadurch zu einem gezackten Gebilde zu werden, das anschließend wirklich nur noch für den Mülleimer taugt. „Die Wegwerfartikel mache ich nicht scharf“, sagt der Experte. Ganz einfach, weil es nicht lange hilft. „Der Kunde sagt ja nicht, das Messer war Schrott, sondern er sagt, der Schleifer war schlecht.“ Dann wirkt die Mund-zu-Mund-Propaganda anders herum. Wietschorke glaubt fest an die Formel 1:7: „Du schleifst ein Messer falsch, und der Kunde zieht sieben weitere ab.“

Die Maschinen sind Eigenkonstruktionen

In Ausnahmefällen geht der Messerschleifer aber doch ans Billige ran. So wie in Augsburg, als ihm eine Kundin eine Schere aus Blech in die Hand gab. Er wollte sie zurückweisen, da sah er eine Einprägung: „Kinderfest 1933“. „Da ist mir klar geworden, es geht nicht um das Material, sondern um den ideellen Wert.“ Und dann schliff er die Schneiden scharf, so gut es eben ging.

Die Maschinen, die der Ulmer benutzt, sind seine Eigenkonstruktionen. Der Messerschleifer ist ja kein Ausbildungsberuf, einige aus der kleinen Gilde der Klingenschärfer haben einmal den Beruf des Zerspanungsmechanikers gelernt. Christian Wietschorke ist ausgebildeter Schreiner. Zu seiner früheren Arbeit gehörte es, die Hobel, Stemmeisen und Sägeblätter für die Holzarbeit zu schleifen, und schon damals lernte er immer mehr über die vielen verschiedenen Metalle und wie sie sich beim Schleifen verhalten. Rund 120 Klingenstähle gebe es aktuell, sagt Wietschorke. Er kennt die meisten.

Der Sprung in die Selbstständigkeit 1997 war ein Wagnis, aber Familienvater Wietschorke hat ihn nie bereut, sagt er. Selber entwickelte Schleifmaschinen, eine im Weg der Autodidaktik immer weiter verfeinerte Arbeitstechnik – das kann so schnell keiner nachmachen. „Es müsste schon eine Schwemme von Schleifern geben“, damit er Angst vor der Zukunft bekäme, sagt er. Stattdessen scheint es, dass Typen wie er immer gefragter werden. Das gilt auch für Hotel- und Gastronomiechefs, die Christian Wietschorke ihr halbes Küchenwerkzeug anvertrauen. „Die schlechtesten Messer kommen aus der Gastronomie“, weiß er. Manchmal sei er überzeugt, „die quetschen das Fleisch ab“. Natürlich sagt er das nicht. Stattdessen verrät er nach seiner Arbeit Tipps, wie Messer mittels Wetzstählen lange scharf gehalten werden können. Und eines Tages, wenn es auch Jahre dauert, kommen sie wieder zu ihm.

Auf den Winkel kommt es an

Konkurrenz: Offizielle Zahlen darüber, wie viele Messer- und Scherenschleifer in Deutschland aktiv sind, gibt es nicht. Einen industriellen Schleifservice – allerdings nur für Produkte aus eigenem Haus – bieten zum Beispiel der Geislinger Hersteller WMF, die Hersteller Güde und Herder Windmühlenmesser sowie der japanische Hersteller Kai an.

Ratschläge: Das rät Christian Wietschorke in Sachen Messerpflege auf seiner Homepage: Scharfe Messer einmal pro Woche kontrollieren. Zeigt sich unter Licht eine feine weiße Linie auf der Schneide: den Wetzstahl benutzen. Im Winkel zwischen 20 und 25 Grad die Schneide mit leichtem Druck je sechs bis acht Mal von oben nach unten führen.