Einige Verletzte liegen noch in Tscheljabinsk im Krankenhaus, außerdem ist Glas in der Stadt knapp geworden. 53 angebliche Splitter des Meteoriten werden nun chemisch untersucht. Es soll ein Gesteinsbrocken gewesen sein, wie es viele im All gibt.

Stuttgart - Nach dem Meteoriteneinschlag in Russland mit etwa 1500 Verletzten haben Forscher angeblich kleine Überreste des Himmelskörpers gefunden. Tests hätten ergeben, dass es sich um echte Meteoritenteile aus dem Weltall handle, sagte Viktor Grochowski von der Ural-Universität in Jekaterinburg am Montag einer Mitteilung zufolge. Wissenschaftler hätten rund um den Tschebarkulsee bei der Stadt Tscheljabinsk insgesamt 53 Teilchen entdeckt, die alle nur wenige Millimeter groß seien. Die Behörden hatten die Suche am Vorabend eingestellt.

 

Die Meteoritenüberbleibsel bestünden bis zu zehn Prozent aus metallischem Eisen, außerdem aus dem Mineral Olivin und Sulfite-Salzen, sagte Grochowski. „Das ist ein klassischer Chondrit, eine der verbreitetsten Meteoritenarten.“ Der Fund solle „Meteorit von Tschebarkul“ heißen.

Der Himmelskörper war am Freitag am Ural auf die Erde gerast. Das Gesundheitsministerium korrigierte die Zahl der Verletzten von bisher 1200 deutlich in die Höhe: Etwa 1500 Menschen hätten medizinische Hilfe in Anspruch genommen, nachdem sie von Glassplittern getroffen wurden. Zudem sind etwa 5000 Gebäude beschädigt worden. Nach Angaben der US-Raumfahrtagentur Nasa war der Meteorit 15 bis 17 Meter groß und bis zu 10.000 Tonnen schwer. Er trat im flachen Winkel und mit einer Geschwindigkeit von 50.000 Stundenkilometer in die Erdatmosphäre ein und zerplatzte nach 32 Sekunden.

Russische Astronomen fordern ein Überwachungssystem

Experten legten unterdessen einen Entwurf für ein Projekt „zur Abwehr kosmischer Gefahren“ in Höhe von 58 Milliarden Rubel (rund 1,44 Milliarden Euro) vor. Russland gilt als stolze Raumfahrtnation. „Zusätzlich zu einer Reihe bodengestützter Weltraumteleskope benötigen wir eine Basis im All“, sagte Lydia Rychlowa vom Institut für Astronomie der Agentur Interfax zufolge. Russland müsse zudem größere und modernere Teleskope bauen und an verschiedenen Stellen des Riesenreiches aufstellen, forderte sie.

Bei Temperaturen um minus 20 Grad gingen in der Millionenstadt Tscheljabinsk die Aufräumarbeiten weiter. Alle Krankenhäuser und Schulen hätten geöffnet, teilten die Behörden mit. Viele zersplitterte Fenster waren noch mit Holz abgedichtet. Wegen der großen Nachfrage werde das Glas knapp, berichtete die Zeitung „Kommersant“. 46 Verletzte, darunter drei Kinder, lagen am Montag noch in Kliniken.

Der Einschlag des Meteoriten ist nach Einschätzung der Europäischen Weltraumorganisation Esa unter den registrierten der größte seit dem sogenannten Tunguska-Ereignis in Sibirien von 1908. „Das am Freitag war außergewöhnlich“, sagte ein Esa-Sprecher in Darmstadt. In Sibirien raste 1908 eine Druckwelle durch die bewaldete Einöde und knickte auf 2000 Quadratkilometern die Bäume um.