Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Alexandra Kratz

„Blindverkostung geht gar nicht“, meinte der Kollege Rüdiger Ott. „Das kann ich nicht“, sagte er und schüttelte entschieden mit dem Kopf. Also dann eben sehenden Auges, was die Sache auch nicht viel besser machte. Das fing schon bei der Zubereitung an. Das Pressehaus ist nämlich nicht auf Selbstversorger eingestellt. Dort gibt es eigentlich nur einen Wasserkocher. Also blieb uns nichts anderes übrig, als die Maultaschen im Vakuumbeutel verpackt in einen großen Topf zu legen und sie mit kochendem Wasser zu übergießen. „Ich hab’ ein bisschen Angst“, sagte die Kollegin Sandra Hintermayr und schaute skeptisch auf die Herrgottsbescheißerle. Zurück im Großraumbüro verbreitete der Topf, oder besser gesagt dessen Inhalt, einen ungewohnten Geruch, welcher die Aufmerksamkeit der anderen erregte. „Ihr habt doch einen Knall“, war sich quasi das ganze Pressehaus sicher. Stimmt. Nachdem die Fotos gemacht waren und die Servietten sowie zwei Spuckbeutel für den Notfall bereit lagen, konnte es losgehen. „Wer hat denn die Maultaschen mit den Gummibärchen gemacht“, fragte Ralf Gunkel. „Die sind ja noch perverser als meine.“ Das mit den Gummibärchen war Sandra Hintermayr. Aber die schlimmsten Maultaschen waren meiner Meinung nach eindeutig Gunkels schwarze „Mutproben“. Die Kombination mit Hackfleisch und Schokolade bekam ich einfach nicht runter. Rüdiger Otts „Obsttasche mit Schuss“ schmeckte ein bisschen wie ein Früchteriegel für Kinder. Nur dass statt Oblate Nudelteig drumrum war. Meine „Italienische Pizza-Maultasche“ war zwar die Langweiligste der vier Kreationen, dafür aber mit Abstand diejenige, die am ehesten genießbar war.

 

Sandra Hintermayr

Ich gebe zu, die Idee, die absurdesten Zutaten in eine Maultasche zu packen, war nicht die klügste. Gummibärchen, Schokolade und Banane ergaben eine gewöhnungsbedürftige Mischung. Besser hat das der Kollege mit der Fruchttasche mit Schuss gelöst. Was der Schöpfer der Hackfleisch-Schokoladen-Ananas-Tasche sich gedacht hat, ist mir schleierhaft. Nur mit viel Überwindung ließ sich der Bissen schlucken. Auch der Pizzamaultasche konnte ich wenig abgewinnen, was aber vermutlich dem geschuldet war, dass meine Geschmacksnerven durch die anderen drei Taschen schon auf eine harte Probe gestellt wurden. Für Erheiterung sorgte der Test in jedem Fall. Vor allem bei den Kollegen, die nicht probiert, sondern uns beim Grimassenschneiden zugeschaut haben. Zum Glück kann man mit dem Konfigurator auch „normale“ Teigtaschen zusammenstellen. Das nächste Mal weiß ich es besser.

Rüdiger Ott

Ausgefallen musste sie sein, für was soll ein Maultaschenkonfigurator sonst gut sein, aber auch genießbar. Also wurde es eine „Obsttasche mit Schuss“, ohne Hackfleisch oder so, dafür schön grün. Jetzt weiß ich, dass ich künftig Obsttaschen mit Schuss lieber aus Blätterteig mache, wie eine frisierte Apfeltasche halt. Auch die anderen Kreationen waren Reinfälle. Zu kreativ, zu krass, oder, wie im Falle der Schoko-Senf-Fleisch-Ananas-Kombo meines Kollegen in der Textbox rechts von mir, nicht von dieser Welt. Ich ziehe jetzt noch den Hut vor Thea Bracht und Ulrike Lehner, die sich die Dinger tatsächlich in den Mund geschoben haben.

Ralf Gunkel

Nein, ich hätte es nicht tun sollen – auf keinen Fall, das mit der Zartbitterschokolade und dem Hackfleisch. Ich wollte originell sein – und war doch bloß blöd. Natürlich wussten die Kollegen, was ich zusammengemixt habe. Und selbst, wenn sie es nicht gewusst hätten, ich war der einzige, der eine schwarze Maultasche konfiguriert hatte. Und in die wollte natürlich keiner beißen. Ich musste es notgedrungen selbst tun. Nun zum Geschmack: Tja, ob Mutprobe das richtige Wort für meine schwarze Kreation ist? Das Hackfleisch spürt man schon, die Schokolade aber leider auch. Und dann waren da noch die Senfkörner und die Ananas. Das war keine Verkostung, sondern tatsächlich eine Mutprobe. Ich habe sie bestanden.