Die Bundesliga-Basketballer der MHP Riesen Ludwigsburg haben durch einen 85:81-Sieg in Göttingen die Play-off-Runde erreicht. Gegner ist dort entweder Bamberg oder Berlin.

Ludwigsburg - Irgendwie schien es so, als ob Michael Stockton den richtigen Zeitpunkt verpasst hätte. Oder war es genau der richtige? Darüber entschied das letzte Punktspiel der MHP Riesen Ludwigsburg gegen die BG Göttingen am Donnerstagabend. Es hieß: siegen oder die Saison ist beendet. Und Michael Stockton, Sohn der NBA-Legende John Stockton, entschied sich für die Verlängerung der Saison. Beim 85:81 (50:41) seiner Mannschaft trumpfte er mit 21 Punkten auf und bewies: Er hatte den richtigen Zeitpunkt gewählt, um zu explodieren. „Wir haben 37 Minuten hervorragend gespielt, am Schluss haben wir etwas zittern müssen, aber so ist Basketball“, sagte Ludwigsburgs Trainer John Patrick, „Ich bin unglaublich stolz auf meine Jungs.“

 

Im vergangenen Jahr war Stockton, neben Coby Karl, dessen Vertrag während der Saison aufgelöst wurde, das Gesicht des Ludwigsburger Erfolgs. Er führte sein Team in die Play-offs, nahm dem Hauptrundenersten Bayern München damals sogar einen Sieg ab. Unter großem finanziellem Einsatz wurde der Spielmacher Stockton für die aktuelle Saison gehalten.

Doch nach einer Fußverletzung kam er nur schwer in seinen Rhythmus. Andere Spieler hatten seine Führungsposition übernommen: Kerron Johnson, ebenfalls Spielmacher, mutierte zu einem der besten Punktesammler der Liga. Die Spielzeit wurde weniger, auch das Vertrauen bei den Fans büßte Stockton ein. Beispielsweise gegen Tübingen, als er in der entscheidenden Phase den Ball verlor – und damit auch das Spiel. Nachdem sein Team im Dezember als Tabellen-16. zwischenzeitlich den Abstiegsplätzen näher war als den Play-offs, war Stockton eine Personalie, an der das festgemacht wurde. Wo war seine freche Spielweise geblieben, wo sein gefürchteter Schleuderwurf?

Ludwigsburger Kaltschnäuzigkeit aussschlaggebend

Lange mussten die Fans der MHP Riesen warten, bis der oft unscheinbare, immer höfliche Point Guard wieder an der Spitze seiner Mannschaft ankam. Das brauchte Geduld. Bis zum 33. Spieltag, der Niederlage gegen die Artland Dragons. Er war plötzlich nicht mehr der Angsthase, der den Ball herschenkte, er war nicht mehr der Unglücksrabe, bei dem irgendwie alles schief ging. Er war wieder da.

Und nachdem viele Kritiker davon ausgingen, dass diese Leistung nur eine Eintagesfliege war, strafte Stockton am Donnerstag alle Lügen. Druck? Nicht bei Stockton. Nervosität? Mitnichten. Michael Stockton explodierte förmlich. Obwohl das Spiel in Göttingen gewonnen werden musste, traf Stockton seine ersten fünf Würfe allesamt, bediente seinen Center Jon Brockman mit sehenswerten Vorlagen, sodass der auf 22 Punkte kam.

Ludwigsburgs Kaltschnäuzigkeit war ausschlaggebend für einen starken Auftritt – über drei Viertel zumindest. Im letzten Spielabschnitt drehte sich das Blatt, Göttingen kam bis auf fünf Punkte heran. Die Souveränität schien verloren bei den MHP Riesen. Bis – wer sonst – Stockton zum Dreier einnetzte und wieder für etwas mehr Ruhe sorgte. Und als es am Schluss zu wichtigen Freiwürfen kam, behielt Stockton die Nerven. Die Nerven für die Qualifikation für die Play-offs. Geschafft.

„Gegen wen es in den Play-offs geht, ist mir ganz egal“, sagt Patrick. Bamberg oder Berlin, das entscheidet sich am Sonntag im Nachholspiel. Das erste Duell steigt am 9./10. Mai auswärts, das zweite Spiel in der Best-of-five-Serie dann am 12. Mai in Ludwigsburg. „In den Play-offs zu stehen, das ist ein Traum. Ich kann nicht sagen, wie stolz ich auf die Mannschaft bin“, sagt John Patrick, „jetzt wird einfach nur gefeiert.“

Play-off-Viertelfinale
(best of five): Berlin/Bamberg– Ludwigsburg,, Berlin/Bamberg – Oldenburg, Bayern München – Skyliners Frankfurt, Telekom Baskets Bonn – Ratiopharm Ulm