Die MHP Riesen Ludwigsburg entscheiden sich für die neu gegründete Basketball Champions League (BCL). Der hochtrabende Name hält aber nur bedingt, was er verspricht.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Weniger ist manchmal mehr. Nicht nur im Sport. Doch während zum Beispiel im Fußball (oder auch Handball) auf europäischem Parkett der Pokalsieger-Wettbewerb längst gestrichen worden ist und in der Europa League beziehungsweise dem EHF-Cup aufging, geht der Basketball andere Wege – und bläht sein internationales Angebot auf. Fast ein wenig inflationär. Was seine Ursache vor allem in dem nach wie vor schwelenden Machtkampf zwischen der traditionellen Euroleague (mit Sitz in Barcelona) sowie dem europäischen Ableger des Weltverbandes Fiba hat, der inzwischen auch auf den Geschmack gekommen ist und vom lukrativen Kuchen kosten will.

 

Was zur Folge hat, dass neben der von allen Beteiligten akzeptierten Königsklasse Euroleague und dem zweitklassigen Eurocup künftig eben auch noch eine – auf diesem Niveau einzustufende – Basketball Champions League (BCL) ins Leben gerufen wurde. Der hochtrabende Name hält aber nur bedingt, was er verspricht. Denn die eigentlichen Topclubs aus Europas Elite versammeln sich überwiegend in der Euroleague (wie Bamberg als Vertreter der Bundesliga), auch wenn sie sich sportlich eben de facto nicht qualifizieren müssen, sondern sozusagen eingeladen werden.

Erst die Arbeit, dann das Geld

Die Basketball Champions League rühmt sich zwar mit der Teilnahme von Meistern, wobei sich diese bei den etablierten Nationen auf Frankreich beschränken, dessen Verband sich im Streit komplett auf die Fiba-Seite geschlagen hat. Anders die Bundesliga (BBL), die ihre Startplätze differenziert vergeben hat, gemäß den Wünschen der Clubs, die sich nach der tabellarischen Platzierung für einen Wettbewerb entscheiden konnten. Während Vizemeister Ratiopharm Ulm, die Münchner Bayern und der Pokalsieger Alba Berlin am Eurocup teilnehmen, entschieden sich die MHP Riesen Ludwigsburg – wie auch Oldenburg und Frankfurt – für die Champions League.

Warum? „Wir betrachten den Wettbewerb für uns als insgesamt attraktiver“, sagt dazu Ludwigsburgs Vorsitzender Alexander Reil. Sportlich oder wirtschaftlich? Beides! Denn die Fiba schüttet im Vergleich zur Euroleague attraktivere Preisgelder aus, so sollen zum Beispiel die Frankfurt Skyliners als Sieger des ersten Europe Cups (der vierte und unattraktivste Wettbewerb im Bunde) im Sommer 250 000 Euro bekommen haben. Und allein in der Gruppenphase kalkuliert Ludwigsburg – je nach Abschneiden – mit einer Größenordnung von 80 000 Euro, das kann sich doch schon mal sehen lassen.

Kleiner Haken: erst die Arbeit, dann das Geld. Denn die Ludwigsburger müssen vorab noch eine Qualifikationsrunde bestreiten, die am Donnerstag in München ausgelost wird, aus der sich zu den 24 gesetzten Teams acht weitere dazu gesellen, die dann am 20. Oktober in die offizielle Gruppenphase starten. Sollten die MHP Riesen verlieren, würden sie in den Fiba Europe Cup abrutschen. „Aber natürlich ist es das Ziel, uns für die Gruppenphase zu qualifizieren“, betont Reil.

Kleiner Etikettenschwindel

Stichwort Attraktivität: „Ich denke, sportlich tun sich die beiden Wettbewerbe nicht viel“, sagt Reil, dessen Team vergangene Saison noch an dem Konkurrenzprodukt Eurocup teilgenommen hatte. Recht erfolgreich übrigens: der Sprung ins Achtelfinale wurde nur haudünn verpasst.

Dort hätten die Ludwigsburger dann auch auf Bayern München treffen können, das von der Euroleague „abgestiegen“ war – sich nun für den Eurocup entschied und es dort mit den spanischen Clubs Malaga und Murcia, Sassari (Italien) sowie St. Petersburg (Russland) und Podgorica (Montenegro) zu tun bekommt. „Die Gruppe zeigt, wie sportlich hochkarätig sich dieser Wettbewerb entwickelt hat“, sagt der Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic. Die ersten vier jeder Gruppe erreichen die Top-16-Runde. Im Vorjahr gewann den Wettbewerb Galatasaray Istanbul, das daraufhin in dieser Saison als Belohnung an der lukrativen Euroleague teilnehmen darf.

So weit ist Ludwigsburg noch nicht. Aber allein die Tatsache, dass das Team nun zum zweiten Mal nacheinander auf internationalem Parkett vertreten ist, spricht für die Entwicklung des Vereins, auch wenn die Teilnahme an der Champions League ein kleiner Etikettenschwindel ist. Doch dafür können die Ludwigsburger nichts.