Alles eine objektive Rechnung? Da gibt es Zweifel. Neuhöfer und seine Kollegen erkennen zumindest „eine Grauzone bei der Mietpreisbildung“ für möblierte Wohnungen. Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund sagt, der Möblierungszuschlag verschleiere, wie hoch die eigentliche Kaltmiete sei.

 

Für Neuhöfer steht eine andere Ursache im Vordergrund, weil ja schon vor der Mietpreisbremse und dem Bestellerprinzip der Anteil der möblierten Wohnungen bei den Inseraten gestiegen war, in Stuttgart bis auf 49 Prozent im Mai 2015. Der Bedarf an möblierten Räumen wachse, sagt Neuhöfer – weil global aufgestellte Wirtschaftsunternehmen wie die Daimler AG in deutschen Großstädten vorübergehend Personal einarbeiten und schulen. Weil es nicht wenige befristete Tätigkeiten gibt. Weil gut verdienende Eltern von Studenten ihrem Nachwuchs möblierte Domizile anmieten. Und weil Eheleute oder Partner unterschiedliche Arbeitsorte haben. Kurzum: wegen veränderter Arbeits- und Lebensweisen in einer mobiler gewordenen Gesellschaft. Auch Empirica vermutet hier die Hauptursache für die vermehrten möblierten Wohnungen und nennt in dem Zusammenhang „beispielsweise Pendler“.

Seltene Einigkeit bei Haus und Grund sowie Mieterverein

Es gebe sicherlich einen Bedarf an möblierten Wohnungen, stimmt Mietervereinschef Gaßmann zu. Zwar versuche wahrscheinlich der eine oder andere Vermieter, noch ein paar Möbel in die Wohnung zu stellen und damit seine überzogene Mietforderung zu verschleiern; eine breite Tendenz dazu erkenne er in Stuttgart aber nicht. Womit die Mietervertretung mit dem Hausbesitzerverein ziemlich einig ist, was selten passiert, aber auch bei der Beurteilung der Mietpreisbremse vorkam. Die gilt beiden Vereinen aus unterschiedlichen Gründen als problematisch – und als bürokratisch. Auch Ulrich Wecker von Haus und Grund ist überzeugt davon, dass seine rund 20 000 Vereinsmitglieder „in der Regel unmöbliert vermieten“. Wer Möbel rein stelle, müsse sich zusätzlich zu allem Verwaltungs- und Vermietungsaufwand auch noch um Schäden und gegebenenfalls um Ersatz kümmern. Eine ältere Hauseigentümerin beispielsweise werde einen Teufel tun und sich um Möbel kümmern oder die Kosten für einen Makler auf die Miete abwälzen.

Der Schritt zur Möblierung sei für den Vermieter wirklich groß, urteilt Manfred Neuhöfer. Wer zu viel in Möbel investiere, habe auch das Risiko einer Fehlinvestition. Maßnahmen gegen den Trend zu mehr möblierten Wohnungen im Angebot hält Neuhöfer nicht für ratsam oder erforderlich: „Dieser Markt reguliert sich selbst.“