Gleichwohl habe die relative Wärme auch negative medizinische Effekte, sagt Grätz. Da sind zum Beispiel die Pollen, vor allem von Birke und Erle, die in einigen Regionen früher flogen als üblich und Allergikern zu schaffen machten. „Da ist der größte Schub aber momentan vorbei“, berichtet die Frau aus Freiburg. Auch die Wetterwechsel, die es gab, hätten anfälligen Naturen zugesetzt. „Man muss sich umstellen“, sagt Grätz: „Das ist schlecht für Rheumatiker und Kreislaufkranke, kann bei einigen Kopfschmerzen, Gereiztheiten oder eine depressive Stimmung auslösen.“ Insgesamt macht die Wetterexpertin aber Mut. Denn erstens würden die Tage jahreszeitlich bedingt immer länger – und bei Helligkeit werde das Schlafhormon Melatonin unterdrückt. So steige tendenziell die Stimmung. Und zweitens: selbst wenn die Kälte noch komme, könne sie – in Maßen – gar einen positiven, stimulierenden Effekt auch auf den Organismus haben. Vorbeugen ist alles. Aufgrund der Lieferengpässe von Streusalz in den Jahren 2009 bis 2010 hat der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) seit 2011 zusätzlich eine Halle angemietet, in der eine eiserne Reserve von 1500 Tonnen eingelagert ist. Angetastet werden musste sie in diesem Winter freilich nicht. „Aber Salz wird ja nicht schlecht“, sagt die AWS-Sprecherin Annette Hasselwander. In dieser Saison sind bis Ende Januar 2014 nur 164 Tonnen an Salz und 362 Tonnen an Sole ausgebracht worden – vorwiegend als Präventivmaßnahmen bei überfrierender Nässe.

 

Die Streusalz-Depots bleiben fast unangetastet

Obwohl bisher die Schneefälle und der Eisregen ausblieben, verzeichnete die AWS seit Beginn der Winterdienstperiode 19 Einsatztage. Ebenso wenige waren es im gleichen Zeitraum in der Saison 2011/2012 – allerdings fiel der Winter damals härter aus. Das lässt sich am Salzverbrauch ablesen: bis Ende Januar waren es damals 986 Tonnen – sechsmal so viel wie jetzt. Kein Vergleich allerdings zum Vorjahr: im Winter 2012/2013 wurden bis Ende Januar an 36 Einsatztagen 3306 Tonnen Salz gestreut. Bis Ende März blieb der Winter im Vorjahr eisig. Das schlägt sich natürlich auf die Gesamtkosten für Personal- und Fahrzeuge sowie Streumittel zur Reinigung von Straßen und Gehwegen nieder: rund 4,73 Millionen waren es, zwei Millionen Euro mehr als in der Saison zuvor. Wie billig dieser Winter die Stadt tatsächlich gekommen ist, wird allerdings erst Ende März überschlagen. Egal, ob es schneit oder frühlingshaft mild ist – er muss jede Nacht um 3 Uhr aufstehen: Steven Sonnet ist der Mann vom Ludwigsburger Winterdienst, der allmorgendlich die Straßen abfährt, um zu überprüfen, wo sich vielleicht doch eine Eisschicht oder ein gefährlich schmieriger Belag gebildet haben könnte. Im Amt heißt diese Aufgabe: Glatteiserkennungsdienst. „Es handelt sich dabei meistens um Brücken oder die Niederungen am Neckar“, sagt der 25-Jährige. „Dort kann es schon mal Glatteis geben, wenn sonst alle Straßen frei sind.“