Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Doch die Angst ist der Freude gewichen. Jubelnde Menschen strömten zum Zaun des Weißen Hauses, auch in anderen Städten wurde ausgelassen gefeiert. Die Rufe "USA, USA, USA" übertönten alle vorsichtigen Kommentare. Minute um Minute wurde die Menge in Washington größer. Wer sich später in der Nacht am Lafayette-Park gleich gegenüber dem Weißen Haus vorzukämpfen versuchte, stieß auf Tausende von Menschen. Erstaunlich viele hatten sich eine amerikanische Fahne organisiert. Die meisten dürften Obama-Fans gewesen sein; nur ein paar Bush-Cheney-Aufkleber waren zu entdecken. Doch Parteien gab es keine mehr. Die Nationalhymne und patriotische Gassenhauer wurden mehr gegrölt als gesungen - eine Stimmung wie nach dem Sieg einer US-Nationalmannschaft.

 

Der Tod des Staatsfeindes Nummer eins lässt die Amerikaner aber nicht nur feiern. Er liefert auch Stoff für Verschwörungstheorien. Kaum war der Leichnam von Osama bin Laden nach Angaben der US-Regierung im Meer versenkt worden - angeblich unter Beachtung muslimischer Vorschriften -, wurde schon spekuliert über die Identität des Toten. Dass Washington beteuerte, bin Laden sei durch einen Vergleich seiner DNA mit einer von einem engen Verwandten in Saudi-Arabien erhaltenen Genprobe zweifelsfrei identifiziert worden, kann Obamas verbissene Gegner nicht erschüttern. Auch nicht dass kurz vor seiner Tötung angeblich seine Ehefrau seine Identität preisgegeben hat. "Das stinkt zum Himmel!", lautete die erste Reaktion im Internetforum der rechtspopulistischen Tea-Party-Bewegung: "Man sollte nie glauben, was Obama erzählt."